Hannover. Mit Olaf Lies und Stefan Schostok gibt es absehbar zwei Bewerber um den Landesvorsitz der Niedersachsen-SPD. Der dritte in den vergangenen Tagen gehandelte Kandidat Detlef Tanke hat am Freitag seinen Verzicht erklärt und sich zugleich für Lies stark gemacht, der aus dem Bezirk Weser-Ems kommt. Lies ist dort Kreisvorsitzender und zugleich stellvertretender Landesvorsitzender, während Schostok Vorsitzender des SPD-Bezirks Hannover ist.

Beide Kandidaten sind Anfang 40 und seit zwei Jahren Landtagsabgeordnete. Sie streiten um die Nachfolge von Garrelt Duin, der nach nur fünf Jahren vor Wochenfrist überraschend erklärt hatte, dass er auf dem Landesparteitag im Mai nicht wieder antritt. Duin begründete dies mit jahrelangen öffentlichen Streitereien in der Landespartei.

Dabei ging es nicht nur um Personen, sondern vor allem um die Frage der Machtverteilung innerhalb des Landesverbandes und den jahrzehntelangen Streit zwischen den vier Bezirken Hannover, Braunschweig, Weser-Ems und Nordniedersachsen.

Genau dieser Streit könnte jetzt dadurch neue Nahrung bekommen, dass der Landtagsabgeordnete Tanke (Braunschweig) den Kandidaten Lies aus dem Bezirk Weser-Ems unterstützt. Eine Achse dieser beiden Bezirke gab es schon in der Vergangenheit häufig - immer getragen von dem Wunsch, dem mit Abstand mitgliederstärksten und finanzkräftigsten Bezirk Hannover Paroli zu bieten. Tanke hat zudem signalisiert, dass er sich für den Posten des Oppositionsführers interessiert. Das ist bislang der 61-jährige Wolfgang Jüttner, bis vor wenigen Monaten Vorsitzender des Bezirks Hannover, den jetzt Schostok führt. Ob Jüttner sich im Herbst turnusmäßig als Fraktionschef zur Wiederwahl stellt, hat er bislang offengelassen. Tritt Tanke gegen ihn an, wird das die Rivalitäten zwischen den Bezirken noch einmal verstärken. Ungeklärt ist in der SPD auch, wie eine mittelfristige Strategie auf Landesebene aussehen könnte. Vor zwei Jahren hatte der damals schon 59-jährige Jüttner als Spitzenkandidat gegen Ministerpräsident Christian Wulff nur noch 30 Prozent geholt. Die entscheidende Frage: Baut man jetzt einen Kandidaten auf, der sich 2013 profiliert und 2018 mit besseren Chancen erneut ins Rennen geht, oder gibt es wieder nur einen Übergangskandidaten? Das könnte dann Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil sein.