Beim Parteitag der SPD in Neumünster könnten die Genossen Konsequenzen aus der Wahl-Schlappe ziehen. Wackelt Stegners Stuhl?

Kiel. Für Schleswig-Holsteins SPD-Chef Ralf Stegner wird es am Sonnabend unangenehm. Auf einem Parteitag in Neumünster wollen die Genossen Konsequenzen aus der bitteren Schlappe bei der Landtagswahl vor gut vier Monaten ziehen. Im Visier haben sie dabei auch Stegner selbst.

Der Partei- und Fraktionschef gab sich gestern wie gewohnt siegessicher. Die SPD stehe mehrheitlich hinter ihm, sagte er und wiegelte ab. "Dass nach einem so schlechten Wahlergebnis über Personen diskutiert wird, ist normal." Es gebe allerdings auch eine "kleine Gruppe" in der SPD, die ihn zermürben wolle. Fakt ist, dass sich so viele Kritiker wie nie zuvor aus der Deckung gewagt haben. In den Kreisverbänden Segeberg, Kiel, Plön und Dithmarschen gibt es Beschlüsse, eine Doppel-Spitze (Parteivorsitzender und Fraktionschef) einzurichten. Dahinter verbirgt sich ein Generalangriff auf Stegner. Er müsste den Landesvorsitz abgeben, würde damit das Vorrecht verlieren, die SPD in die Landtagswahl 2014 zu führen.

Die Revolte gegen Stegner wird mit seiner bisherigen Bilanz begründet. Demnach ist er mitverantwortlich für den Bruch der Großen Koalition in Kiel, den Absturz der SPD nach 21 Regierungsjahren in die Opposition und die deftige Wahlniederlage. Die SPD hatte im September nur 25,4 Prozent (vorher 38,7) geholt. Die Kritiker räumen zugleich ihr Manko ein. Sie haben derzeit keinen Kandidaten für den Parteivorsitz. Als möglicher Spitzenkandidat wird am häufigsten Kiels Oberbürgermeister Torsten Albig genannt.

Stegner ging mit Blick auf den Frust in der SPD in die Offensive. "Wir geben unseren Anspruch nicht auf, Volkspartei zu sein." Dazu will Stegner die innerparteiliche Demokratie ausbauen.