Statistiker stellen besonderen Trend fest: Vor allem in den Dörfern sinkt die Zahl der Geburten.

Hannover. Die Trendwende ist schon im Sommer 2005 erfolgt, aber jetzt nimmt die negative Dynamik deutlich zu: Allein im vergangenen Jahr hat das Land Niedersachsen 24 440 Einwohner verloren, das entspricht der Einwohnerzahl einer Stadt wie Helmstedt. Im Jahr zuvor betrug der Rückgang nur 11 000 Menschen, hat sich also allein binnen Jahresfrist mehr als verdoppelt.

Der Vorstand des Landesbetriebes für Statistik Christoph Lahmann legte am Freitag in Hannover seine Jahreszahlen vor. Niedersachsen hat danach insgesamt 7,94 Millionen Einwohner.

So ist die Zahl der Geburten in Niedersachsen gegenüber dem Vorjahr um 0,7 Prozent auf 64 887 Babys gesunken, im Fünf-Jahres-Vergleich beträgt der Rückgang sogar acht Prozent gegenüber 3,4 Prozent im Bundesdurchschnitt. Eine "demografische Besonderheit" nennen die Statistiker es, dass nicht mehr in ländlichen Gebieten die höchsten Geburtenziffern registriert werden, sondern dass Hamburg mit einem Wert von 9,5 Babys je 1000 Einwohner den Spitzenplatz erreicht, während Niedersachsen mit 8,1 unter den Bundesdurchschnitt gesunken ist.

Bereits im Sommer hat die Landesregierung in Hannover einen Koordinationskreis Demografischer Wandel eingesetzt, der sich noch mit einem weiteren Problem befassen wird. Die Statistiker haben einen Trend "in die Stadt" festgestellt. Den gibt es aber nicht nur in den beiden Metropolen Hamburg und Berlin. Die gleiche Entwicklung zeigt sich in Niedersachsen, wo die vier größten Städte Hannover, Braunschweig, Oldenburg und Osnabrück deutliche Einwohnerzuwächse verzeichneten. Entsprechend stärker ist die Bevölkerungsabnahme auf dem flachen Land und hier vor allem in Randregionen wie dem Landkreis Lüchow-Dannenberg oder im Harz.

Als im Jahr 2005 Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) acht Familien mit ihren im Juni geborenen Kindern in der Staatskanzlei bewirtete, um die überwundene Grenze von acht Millionen Einwohnern zu feiern, da warnte der Ministerpräsident, ein Grund für die bundesweit sinkende Zahl an Geburten sei die Angst "vor materieller Unsicherheit und Unvereinbarkeit von Familie und Beruf". Der Niedersachsen- Monitor weist nun aus, dass Niedersachsen zwar im Jahr 2008 die Zahl der Kinderbetreuungsplätze für die unter Dreijährigen um knapp 30 Prozent binnen zwei Jahren deutlich erhöht hat. Damit aber belegt Niedersachsen mit einer Quote von 9,1 Prozent immer noch den letzten Platz unter den Ländern. Und bei den Ganztagsangeboten für die Drei- bis Sechsjährigen war zum gleichen Zeitpunkt die Betreuungsquote auch deutlich höher als in den Vorjahren, aber immer noch die zweitschlechteste bundesweit.

Gesunken ist laut Statistikamt die Zahl der Menschen "in problematischen Lebenslagen": Es gab deutlich weniger Abtreibungen und Verbraucherinsolvenzen.