Die Bark aus der Werbung soll 3,8 Millionen Euro kosten. Sie könnte einen Hafen an der Schlei anlaufen.

Hamburg. Wenn Arne Schmidt sein Bürofenster öffnet, hört er den Hafen brummen. Oben auf dem Elbhang in Altona an der Palmaille hat der Hamburger Yachtmakler Arne Schmidt seinen Firmensitz. Einer der wenigen in der Branche, deren Agentur in Deutschland zu den Großen gehört. Angefangen hat er als Bootsbauer, lernte später Großhandelskaufmann und ist seit 1975 als Yacht-Broker international aktiv. Teure Luxusyachten zählen zu seinem Portfolio, Käufer jenseits der Neckermann-Klasse zu seinen Kunden. Seit 30 Jahren ist er im Geschäft. Doch sein bisher größtes und wohl auch ungewöhnlichstes Schiff verkauft er in diesen Wochen: den Dreimaster "Alexander von Humboldt", die gut 100 Jahre alte Bark mit den grünen Segeln, bekannt aus der Beck's-Bierwerbung und seit den 1980er-Jahren weltweit unterwegs für die Deutsche Stiftung Sail Training in Bremerhaven, die jungen Leuten die traditionelle Segelschifffahrt nahebringen möchte.

Der Verein plant den Neubau eines großen Windjammers und will dazu die alte "Alex" verkaufen. 3,8 Millionen Euro, so lautet die Preisvorstellung. Und tatsächlich ist Schmidt bereits in guten Verkaufsgesprächen, wie er sagt. "Einige norddeutsche Kommunen und ein Charter-Unternehmen sind interessiert, die wollen nun die näheren Details abklären", sagt er. Wer das ist, sagt er aber nicht. Diskretion gehört zum Maklergeschäft.

Dennoch sickerte bereits durch, dass sich auch Eckernförde für den Windjammer als Attraktion interessiert. Aber auch ein neues Marina-Projekt an der Schlei soll sich um den Segler kümmern.

Dass ausgerechnet der Hamburger Yachtmakler Schmidt den Verkaufsauftrag bekommen hat, dürfte viel mit seinem Firmensitz zu tun haben. Denn neben Segel- und Motoryachten hat er seit einigen Jahren auch eher ungewöhnliche Schiffe in seinem Programm: ehemalige Berufsschiffe, Versorger oder Schlepper, die zu Expeditionsyachten umgebaut werden. "Hier in Hamburg hat man eben die Kontakte in die Branche, hört, wenn ein solches Schiff verkauft wird", sagt Schmidt, der selbst in Hafennähe aufgewachsen ist. Aktuell bietet er beispielsweise die "Planet" an, ein ehemaliges Forschungsschiff der Marine. Vier Millionen Euro sind für das in den 1960er-Jahren gebaute Schiff "im Gespräch", wie Schmidt sagt und vielsagend lächelt. Kürzlich verkaufte er einen Versorger, ein äußerst seetüchtiges Schiff, das jahrelang im rauen Offshore-Geschäft eingesetzt war. Der neue Eigner kaufte es für einige Millionen, baute es für noch mehr Millionen um und tingelt damit jetzt um die Welt. "Der wollte eben keine Yacht, sondern ein seetüchtiges Berufsschiff, das war sein Traum", sagt Schmidt. Für einen türkischen Schiffsfan vermittelte er jüngst ein ähnliches Schiff: Der ehemalige Versorger, immerhin so groß wie eine Fähre, dient nun als Transporter für "alle möglichen Spielzeuge", die auf der Segelyacht des Eigners keinen Platz mehr finden. Ein Hubschrauber ist dabei, weitere Motorboote und ähnliche Dinge.

Allerdings hat Schmidt nicht nur in dieser Milliardärs-Liga zu tun. "Die meisten meiner Kunden sind ganz bodenständige Menschen", sagt Schmidt, der selbst einen "Drachen", ein offenes Kielboot, auf der Alster segelt. Und in diesem Segment sei es deutlich schwieriger geworden, weil es gerade in der Seglerszene immer weniger Nachwuchs gebe, die Yachten kaufen. "Die Jüngeren haben heute weniger Zeit und auch weniger Geld", sagt Schmidt. Selbst Leute mit Studium müssten sich heute oft von Zeitvertrag zu Zeitvertrag hangeln. "Und da überlegt man sich einen Bootskauf schon einmal mehr."

Da ist der jetzt schon vielversprechende Auftrag mit der "Alexander von Humboldt" eine Abwechselung. Und der Windjammer weckt bei ihm Erinnerungen: Nach der Bootsbaulehre ging er zur Marine und fuhr 1967 auf dem Segelschulschiff "Gorch Fock" nach Brasilien. "Eine wunderschöne Reise."