Nach Ansicht von Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) müsse es um das Kindeswohl gehen und “nicht um übersteigerten Ehrgeiz von Eltern“.

Goslar. Im schulpolitischen Streit um den freien Elternwillen in Niedersachsen ist Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) überraschend dem kleinen Koalitionspartner FDP beigesprungen. Auf der Jahrestagung des Philologenverbandes in Goslar sagte Wulff gestern, es müsse immer um das Kindeswohl gehen und "nicht um übersteigerten Ehrgeiz von Eltern". Die FDP will, dass die Schulen Aufnahmeprüfungen einführen dürfen, wenn Eltern sich über die Empfehlung der Grundschulen hinwegsetzen. Zum Schuljahresbeginn vor wenigen Monaten hatten über 21 Prozent der Viertklässler eine Empfehlung für die Hauptschule, aber kaum mehr als die Hälfte der Eltern hielt sich daran.

Wulffs Sympathie für den FDP-Vorstoß kommt überraschend, weil sowohl Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann als auch der schulpolitische Sprecher der CDU-Fraktion sich strikt gegen jede derartige Einschränkung des Elternwillens ausgesprochen hatten. Auch die Oppositionsparteien sowie der Landeselternrat lehnten den FDP-Vorstoß rundweg ab.

Die Befürworter solcher Einschränkungen verweisen auf die große Zahl von Kindern, die an weiterführenden Schulen scheitern und dann als Versager gelten. Aufnahmeprüfungen würden zudem Hauptschulstandorte sichern. Angesichts rückläufiger Schülerzahlen fällt es im Flächenland Niedersachsen derzeit immer schwerer, Hauptschulangebote in erreichbaren Entfernungen anzubieten.

Ministerpräsident Wulff versicherte dem Philologenverband als Vertretung der Gymnasiallehrer in Goslar zu, ab 2011 werde die Landesregierung für kleinere Klassen an den Gymnasien sorgen. Und auch langfristig werde es in Niedersachsen trotz rückläufiger Schülerzahlen beim dreigliedrigen System aus Gymnasien, Realschulen und Hauptschulen bleiben.