Doch Bernt Lüchtenborg gibt sein Projekt nicht auf. Mit einem Schlepper will er seine havarierte Yacht bergen und reparieren.

16 Monate, 120 000 Kilometer, zweimal um die Welt, nonstop und völlig allein. Es sollte ein Weltrekord werden, den bisher noch kein Extrem-Segler geschafft hat. Ein Projekt mit 500 000-Euro-Budget, vielen Sponsoren und einem wissenschaftlichen Programm. Im abgelegenen Südpolarmeer sammelte Bernt Lüchtenborg (55) Daten im Auftrag des Leibniz-Instituts für Meereskunde. Doch Sturm, sieben Meter hohe Wellen und ein kapitaler Ruderschaden haben das Projekt "sail2horizons" des früheren Bremer Bauunternehmers nach einer dramatischen Rettungsaktion vorerst gestoppt. Rund 500 Seemeilen vor der Südspitze der Südinsel Neuseelands war er am Sonntag offensichtlich auf ein Hindernis, vermutlich einen Wal, gestoßen. Das Schiff ließ sich nicht mehr steuern, er trieb mit Sturmsegel und Treibanker in der Tasmanischen See. Immer in der Gefahr, dass das steuerlose Boot quer schlagen könnte.

149 Tage nach seinem Start in Cuxhaven traf er daher die schwerste Entscheidung dieser Reise: Er setzte einen Notruf ab. "Im Bewusstsein des Scheiterns griff die Ohnmacht nach meiner Seele und durchdrang mich wie der nasse, kalte Regen", meldete Lüchtenborg via Internet.

Am Montag dann die eigentliche Rettung: Der neuseeländische Seenotrettungsdienst hatte ein Flugzeug in das Seegebiet geschickt, das den hilflos treibenden, 16 Meter langen Havaristen in den Wellen entdeckte. Über Funk lotsten die Retter das nahe Luxus-Kreuzfahrtschiff "Seven Seas Mariner" zur Lüchtenborg-Yacht. Der weiße Passagierdampfer war gerade mit 700 Gästen auf einer Fahrt vom Milford Sound nach Dunedin an der Ostküste der Südinsel. Mit einem Rettungsboot gelang es der Besatzung, den norddeutschen Extremsegler zu übernehmen. Gestern fuhr er an Bord der "Seven Seas Mariner" wohlbehalten Richtung Neuseeland und setzte via Internet schon wieder eine optimistische Nachricht ab: "Ich will weitermachen", so die Botschaft. Doch das dürfte nicht ganz so einfach sein. In Absprache mit seiner Versicherung, die für die Bergungskosten aufkommt, ließ er seine Aluminiumyacht zurück und will versuchen, in Neuseeland ein Abschleppschiff zu organisieren. In Neuseeland sollen dann die Schäden repariert werden. "Anschließend gehe ich wieder auf See - das Projekt ,sail2horizons' ist trotz des technischen Stopps nicht beendet", so Lüchtenborg, der vor vier Jahren mit seinem Buch "Meereslust" zu einem der bekanntesten deutschen Weltumsegler geworden war. Dabei war er erst spät zum Segeln gekommen. Der Bauingenieur hatte bei Bremen drei Firmen aufgebaut, galt als Workaholic. Ein Mann, immer auf Draht, frühmorgens auf den Baustellen, dann bis spät im Büro. Seine Ehe zerbrach daran und irgendwann bekam er gesundheitliche Probleme.

Ein Chartertörn auf der Ostsee veränderte sein Leben radikal. Ende der 90er-Jahre begann er erste längere Reisen und startete zu einer weltweiten Tour, die zunächst nur drei Monate dauern sollte. Doch daraus wurden fünf Jahre.

Vier Jahre nach seiner Rückkehr keimte dann der Gedanke zu einer neuen Reise. Einer Tour, die zuvor noch niemand gewagt hatte: Er wollte zunächst mit den vorherrschenden Westwinden in West-Ost-Richtung segeln, wieder durch den Atlantik bis kurz vor die Kanaren, um in einer Ankerbucht neue Lebensmittel aufzunehmen. Anschließend, so der Plan, würde er gegen die harten Westwinde ein zweites Mal im Südpolarmeer um die Welt segeln.

Allerdings war schon der erste Abschnitt der Reise nach der Passage der Südspitze von Afrika brutal: Ein Brecher setzte sein Schiff kurz unter Wasser, zerstörte den Motor. Er änderte den Kurs Richtung Norden, um in wärmere Gewässer zu kommen. Doch die Hoffnung auf ruhige Segeltage erwies sich jetzt als trügerisch.