Norderstedt. Helga und Otto Sünkenberg, 71 und 72 Jahre alt, sind verzweifelt. Die beiden Norderstedter Rentner wissen nicht, wie sie 136 500 Euro aufbringen sollen. Diese Summe müssen sie an die Stadt Norderstedt zahlen, weil ihr Grundstück in den letzten gut 30 Jahren an Wert gewonnen hat.

Der Grund für den Zahlungsbescheid liegt in einer Norderstedter Besonderheit: Seit Anfang der 70er-Jahre wurde der neue Stadtteil Norderstedt-Mitte als Entwicklungsmaßnahme nach dem Städtebauförderungsgesetz auf ehemaligen Wiesen und Erdbeerfeldern hochgezogen. Die Stadt hat Schulen, Straßen, Kindergärten und andere öffentliche Einrichtungen finanziert, indem sie Ackerland in Bauland umgewandelt und den Gewinn abgeschöpft hat. In einem aufwendigen Gutachten wurde für jedes der 110 betroffenen Grundstücke die Wertsteigerung ermittelt.

Das Grundstück der Sünkenbergs liegt im ehemaligen Entwicklungsgebiet. Den Anfangswert beziffert der Gutachter auf 65 Euro pro Quadratmeter, den Endwert bei Abschluss der Entwicklungsmaßnahme im Jahr 2004 auf 240 Euro. Bei einer Grundstücksfläche von 780 Quadratmetern ergibt sich eine sogenannte Ausgleichsabgabe von 136 500 Euro. "Diese Summe können wir nicht aufbringen. Unsere Rente beträgt nur 17 000 Euro im Jahr", sagt Otto Sünkenberg, den die Sorgen um die Zukunft massiv belasten. "Ich kann schon nicht mehr ruhig schlafen und muss immer daran denken, wie wir das bezahlen sollen", sagt seine Frau. Inzwischen klagen sie vor dem Verwaltungsgericht in Schleswig.

Baudezernent Thomas Bosse weist zwar darauf hin, dass grundsätzlich niemand aus der Zahlungspflicht entlassen werden könne. Das sei rechtlich nicht möglich, aber: "In diesem Härtefall werden wir mit dem Ehepaar ein Gespräch führen und nach einer Lösung suchen."

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