Hamburg und Schleswig-Holstein kommen in der Wirtschaftskrise mit einem blauen Auge davon. Der Norden steckt die Krise besser weg als der Süden.

Kiel. Hamburg und Schleswig-Holstein kommen in der Wirtschaftskrise mit einem blauen Auge davon. "Die Zahl der Arbeitslosen wird in beiden Ländern bis Jahresende nur leicht steigen und 2010 vermutlich deutlich geringer zunehmen als befürchtet", sagte der Chef der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, Jürgen Goecke, gestern in Kiel. Der Norden stecke die Krise besser weg als der Süden.

Fels in der Brandung ist Hamburg. Die Zahl der Arbeitslosen (derzeit 78 000) werde bis Jahresende "nur ganz leicht" noch oben gehen, meinte Goecke. "Wir werden 80 000 nicht überschreiten." Eine Prognose für 2010 sei schwierig. "Ich schätze aber, dass wir in Hamburg auch in schlechten Monaten unter 100 000 bleiben." In der Hansestadt gäbe es damit etwa so viele Arbeitslose wie im Herbst 2005, aber deutlich weniger als befürchtet. Experten hatten mehr als 120 000 Erwerbslose prophezeit.

In Schleswig-Holstein ist die Zukunft ebenfalls nicht ganz so düster wie befürchtet. Die Zahl der Erwerbslosen (104 000) wird laut Goecke trotz des üblichen Anstiegs im Winter am Jahresende "bei unter 110 000" liegen und im Laufe des nächsten Jahres die Marke von 120 000 wohl nicht übersteigen. Zum Vergleich: Im Herbst 2005 suchten in Schleswig-Holstein fast 150 000 Menschen einen Job.

In den süddeutschen Ländern ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt und die Perspektive düsterer. "Der Norden ist weniger krisenanfällig, weil er eine etwas andere Wirtschaftsstruktur hat", erklärte Goecke. Beispiel: In Schleswig-Holstein hat das verarbeitende Gewerbe, das besonders unter der Krise leidet, eine deutliche geringere Bedeutung (17,2 Prozent der Jobs) als im Bundesschnitt (23,7 Prozent). Zudem sind die Betriebe kleiner und weniger exportabhängig.

Die robuste Wirtschaftsstruktur im Norden zahlt sich allerdings nur in der Talfahrt aus. Vom nächsten Aufschwung wird zunächst vor allem der Süden profitieren, mit Abstrichen auch Hamburg dank des Hafens. Eine Prognose, wann sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt entspannt, wagte Goecke nicht. "Das wäre Kaffeesatzleserei."

Klar ist, dass in der Krise mehr Arbeitslose als sonst ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen. In Hamburg haben sich seit Jahresanfang 4300 Erwerblose mithilfe der Bundesagentur selbstständig gemacht, in Schleswig-Holstein sogar 4700. Das sind zehn Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.