Ein neues Internet-Portal hilft Jugendlichen, die im Internet beschimpft werden. Zwölf sogenannte Scouts sind im Einsatz.

Hannover. Eigentlich wollte Jessica* nur neue Freunde finden, als sie sich bei SchülerVZ, einer Internet-Community, anmeldete. Doch dann passierte etwas, mit dem die Schülerin nicht gerechnet hatte. Über Jessica wurden Bosheiten im Netz verbreitet. Sie wurde beleidigt, aus Angst vor den Tätern will Jessica aber nicht sagen, womit sie gekränkt wurde. Auch ihr Alter behält sie lieber für sich. Nach dem Mobbing holte sich Jessica Hilfe bei einem neuen Internet-Portal aus Niedersachsen namens juuuport.de.

Dort helfen Jugendliche Gleichaltrigen, die im Internet beschimpft werden. Das Portal ist mit zwölf sogenannten Scouts seit rund einem Monat im Einsatz. Nach Angaben der Landesmedienanstalt Niedersachsen ist es das erste Angebot bundesweit, bei dem Jugendliche Gleichaltrigen helfen.

Einer dieser Helfer ist Dominik. Wenn er seine E-Mails abfragt, sind oft Anfragen von Altersgenossen darunter, die im Internet beschimpft werden. "Ich will Jugendlichen helfen, diese Probleme zu lösen", sagt der 15-Jährige. Der Schüler gehört seit dem Start von juuuport.de zu den Scouts. Weil er in seiner Freizeit viel im Internet surft, ist Dominik auf das Portal aufmerksam geworden.

In einem Kursus der Landesmedienanstalt wurde Dominik zwei Wochen lang auf seinen neuen Job vorbereitet. Wenn der Junge heute Anfragen von Betroffenen bekommt, weiß er, wie er ihnen helfen kann. Zuerst informiert sich der Scout selbst über die Lage, dann gibt er den Opfern Ratschläge. Wichtig sei, dass die geschmähten Jugendlichen deutlich machten, dass sie nicht gemobbt werden wollen, sagt Dominik. Das sollten sie ihren Peinigern klar mitteilen. Bei schwierigen Fällen vermittelt Dominik die Betroffenen an Experten.

Der Medienpädagoge Moritz Becker zum Beispiel hilft den Scouts. Becker weiß, dass er als Ansprechpartner die zweite Wahl ist: "Die Erfahrung ist, dass sich junge Leute lieber untereinander austauschen, als Erwachsene einzuweihen", sagt er. Oft befürchteten Jugendliche, durch eine Internetsperre von ihren Eltern bestraft zu werden. Becker arbeitet zusammen mit einem Juristen und einem Psychologen bei dem Verein smiley, der juuuport.de unterstützt.

Becker betont, dem Online-Mobbing gingen häufig Hänseleien in der Schule voraus. Becker und Mosler loben juuuport.de, weil gemobbte Jugendliche dort schnelle Hilfe erhalten. Zum Angebot des Portals gehört auch ein Selbsthilfeforum, in dem sich die Jugendlichen über ihre Probleme austauschen können.

Einer Studie der Landesmedienanstalt zufolge surfen rund 91 Prozent der deutschen Jugendlichen im Netz, davon haben drei Viertel bereits schlechte Erfahrungen im Internet gesammelt. Sabine Mosler von der Landesmedienanstalt sagt, vor allem der Hang zum "Datenexhibitionismus" bei Jugendlichen mache ihr Sorge. Die Referentin meint, Jugendliche gingen mit ihren Daten oft zu unbedarft um und seien so Gemeinheiten ihrer Altersgenossen ausgesetzt. Die Palette reiche von unerwünschter Veröffentlichung von Fotos über merkwürdige Kontaktaufnahmen bis hin zum Mobbing.

Die beste Vorsorge gegen Internet-Mobbing sei, sorgfältig mit seinen Daten umzugehen und sich beraten zu lassen, findet auch Dominik. "Dann würde wahrscheinlich nicht so viel passieren", sagt er. Jessica zum Beispiel hätte die Beleidigungen verhindern können, wenn sie sich vorher gut überlegt hätte, wen sie auf ihre Freundesliste lässt. Als Nutzer könne man sich schon mit einer kleinen Änderung bei seinem Profil schützen, sagt Dominik. Er rät auch, offensiv gegen die Täter vorzugehen: "Den Account des Täters auf einer Pinnwand in der Community veröffentlichen, damit er gelöscht werden kann."

* Name von der Redaktion geändert