Naturschützer: Architektur des Gebäudes auf dem Campus soll sich nach vom Aussterben bedrohten Vögeln richten. Stadt will Vorschlag prüfen.

Lüneburg. Daniel Libeskind, der international renommierte Architekt aus den USA, hat hochfliegende Baupläne. Auf dem Lüneburger Campus soll der gefeierte Haus-Meister, der das Jüdische Museum Berlin entworfen und den Wettbewerb um die Freedom Towers in New York gewonnen hat, ein gigantisches Universitätsgebäude errichten. Fast alles schien klar, doch jetzt kommt die Haubenlerche und pfeift den Planern was. Der Vogel ist vom Aussterben bedroht - und bedroht mit seiner Anwesenheit in Lüneburg den Neubau.

Die Stadt müsse ihren Bebauungsplan für das neue Libeskind-Hauptgebäude ändern, damit zwei Brutpaare der bedrohten Haubenlerche nicht ihren Lebensraum verlieren, forderte am Freitag die Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) Lüneburg, Christiane Schubert. Eine bislang vorgesehene Ausgleichsmaßnahme am Lüneburger Flugplatz hält sie für völlig ungeeignet. Die Stadt prüft die Einwendung, sagte ein Stadtsprecher. Der Bebauungsplan soll Ende November endgültig im Rat beschlossen werden.

Der BUND schlägt vor, Dächer des neuen Gebäudes zu begrünen. Der Verband beklagt, dafür schon im Frühjahr konkrete Vorschläge gemacht zu haben, aber von der Stadt ignoriert worden zu sein. Die geschützte Haubenlerche, von der es nur noch 30 Brutpaare in Niedersachsen gibt, habe sich über Jahrzehnte an Brachflächen auf dem ehemaligen Kasernengelände gewöhnt, sagte die Vorsitzende des Naturschutzbundes. "Man kann den Lebensraum mit relativ geringen Mitteln erhalten." Mit begrünten Dächern seien andernorts bereits gute Erfolge erzielt worden. Es gehe nicht darum, den Neubau des Libeskind-Gebäudes zu verhindern, stellte sie klar.

Mitte Juli hatte die EU 14 Millionen Euro für den insgesamt 58,4 Millionen Euro teuren Neubau freigegeben. 21 Millionen Euro kommen vom Land, sieben Millionen von Stadt und Landkreis, 0,4 Millionen von einem Sponsor. Für die Restsumme ist die Universität noch auf der Suche nach einem Investor. Abhängig von weiteren Fördermitteln müsste dieser zehn bis 16 Millionen Euro einbringen. Der Landesrechnungshof hegt Zweifel am Zustandekommen einer öffentlich-privaten Partnerschaft: Weil auch die Stadt Lüneburg Nutzungsrechte bekommen soll, bliebe einem Investor zu wenig Vermarktungsspielraum für das asymmetrisch geschwungene Gebäude mit einer Fassade aus Glas und Zink.

Neben dem Hauptgebäude soll ein Investor nach den Plänen der Universität auch noch ein neues Studentenwohnheim sowie ein Hotel und ein Parkhaus errichten - Kostenpunkt rund 42,5 Millionen Euro. Der Lüneburger Asta und das Studierendenparlament lehnen ein Engagement von Investoren und ein Hotel auf dem Campus grundsätzlich ab. Sie fürchten, dass die kommerzielle Nutzung des Hauptgebäudes Vorrang hätte, und fordern, dass die Uni das Gebäude alleine betreibt.