Schalke-Trainer drückt aufs Tempo - auf dem Platz ist das in Ordnung, auf der Straße nicht. Jetzt sollte er in Uelzen vor Gericht erscheinen.

Uelzen. Dieter Graba war sichtlich sauer auf den Meistertrainer Felix Magath: Fassungslos stand der 51-Jährige gestern im Saal 1 des Amtsgerichts Uelzen, zupfte nervös an seinem blauen Schalke-Trikot und wagte dann die ultimative Schelte an seinem Idol: "Das ist nicht in Ordnung."

Ob er nun den Trubel vor dem Gerichtssaal oder eine mögliche öffentliche Erörterung einer langen Sünderliste in der Flensburger Kartei meiden wollte. Schalke-Trainer Magath kam nicht zu dem Termin im Amtsgericht.

Dort warteten der Richter Stefan Rothenberg, seine Schriftführerin sowie drei Polizisten als Zeugen vergebens auf ihn, obwohl doch auf Magaths Wunsch hin über die Bußgeldsache 204 OWi 2202 Js 19726/09 (242109) wegen zu schnellen Fahrens verhandelt werden sollte.

Richter Rothenberg ließ sich nach mehrmaligem Aufruf der Sache ("Herr Felix Magath bitte in Saal 1 eintreten") nichts anmerken. Es erging nach 15-minütigem Warten ein Säumnisurteil, in Abwesenheit des Trainers wurde der Bußgeldbescheid über 320 Euro und einen Monat Fahrverbot wegen zu schnellen Fahrens bestätigt. Außerdem erhält der Fußballlehrer drei Punkte in der Flensburger Verkehrssünderkartei.

Schalke-Fan Graba meinte dazu: "Jeder seiner Fußballer, der zu spät zum Training kommt, muss Tausende von Euro zahlen", erinnerte der Fan an Magaths bekannte Vorliebe für Pünktlichkeit. Hier aber ließ Magath das Gericht sitzen, ohne auch nur über seinen Anwalt Bescheid zu sagen - obwohl persönliches Erscheinen doch angeordnet war. Nach dem Training beim FC Schalke 04 hatte Magath am Mittag allerdings gesagt, dass er nicht in Uelzen erscheinen werde. Es gab für ihn Wichtigeres zu besprechen - für den Klub geht es um die Zukunft. Denn um die Finanzen ist es nicht zum Besten bestellt. Am Amtsgericht Uelzen hatten sie fest mit seinem Erscheinen gerechnet und sich bestens vorbereitet, um dem 56-Jährigen gerecht zu werden. Alle Zuschauer mussten sich Körperkontrollen gefallen lassen. Zudem erinnerte das Amtsgericht noch einmal schriftlich per Aushang daran, dass Schusswaffen und Alkohol im Saal nichts zu suchen haben und Beifallskundgebungen verboten sind.

Begonnen hat die Geschichte am 30. März. Da machen drei Polizeibeamte eine routinemäßige Geschwindigkeitskontrolle auf der Bundesstraße 4, am nächsten Tag steht im Polizeibericht, der Spitzenreiter unter insgesamt 20 mit der Laserpistole überführten Rasern sei 148 km/h schnell unterwegs gewesen statt mit den erlaubten 100 km/h.

Was die Polizei verschweigt, aber was später durchsickert. Es ist der Meistertrainer Magath, damals noch in den Diensten des VfL Wolfsburg, den sie mit seinem VW Phaeton nach der Messung aus dem Verkehr gefischt und belehrt haben. Dass Magath eigentlich immer aufs Tempo drückt, darüber stöhnen nicht nur seine Spieler nach dem Training, sondern auch jene, denen bei Tempo 200 als Beifahrer schon mal das Lachen vergeht. Schon in Hamburg hatte Magath Punkte gesammelt - hauptsächlich allerdings als Spieler und Trainer auf dem Rasen, nicht beim Rasen. Was bleibt Magath jetzt noch? Richter Rothenberg sagte, er könne jetzt Rechtsbeschwerde einlegen oder über seinen Anwalt darlegen, dass er "weder fahrlässig noch vorsätzlich" dem Termin ferngeblieben ist.