Die Hansestadt Lübeck sucht noch immer einen neuen Investor für den Flughafen. Der Stadt könnte jetzt ein Desaster drohen.

Lübeck. Die Zeit drängt. Das neuseeländische Unternehmen Infratil, das 90 Prozent der Anteile besitzt, will Ende des Monats aus dem Flughafen aussteigen. Die Stadt muss dem Unternehmen dann rund 26 Millionen Euro zahlen.

Diese Summe setzt sich aus dem Ende 2005 an die Stadt gezahlten Kaufpreis, den seither getätigten Investitionen und den bis Oktober 2009 aufgelaufenen Verlusten des Flughafens zusammen. Diese Regelung hatte die Stadt Infratil im Kaufvertrag zugesichert.

Der Stadt lägen inzwischen klare mündliche Aussagen von Infratil zum Ausstieg aus der Flughafen Lübeck GmbH vor, sagte Halbedel. "Zunächst hatte es noch so ausgesehen, als ob zumindest eine Verlängerung um einige Monate möglich wäre", sagte der Senator.

Das Unternehmen hatte seinen Rückzug Anfang 2009 angekündigt und mit den Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise begründet. Jetzt verhandelt die Verwaltung mit drei möglichen Interessenten, darunter dem Regionalflughafen Weeze am Niederrhein. Vier zuvor als ernsthafte Kandidaten gehandelte Bieter hatten sich dagegen vor rund zwei Wochen ohne Angabe von Gründen zurückgezogen.

Flughafengegner wie die Grünen in Schleswig-Holstein sehen sich durch die jüngste Entwicklung bestätigt. "Dass Infratil jetzt seine Ausstiegsoption wahr macht, zeigt deutlich, dass der Flughafen Lübeck nicht rentabel zu betreiben ist. Deshalb ist es auch unwahrscheinlich, dass ein neuer Investor gewonnen werden kann, der auf eigenes Risiko einsteigt", sagte Grünen-Landesvorsitzende Marlies Fritzen.

Wenn es Lübeck nicht gelingt, einen Nachfolger für Infratil zu finden, muss die Stadt den Flughafen zunächst wieder in eigener Regie übernehmen, da es eine Betriebspflicht für den Airport gibt. "Das bedeutet, dass wir die operativen Verluste zumindest für 2010 zu tragen haben", sagte Halbedel. 2009 werde Lübeck-Blankensee trotz steigender Passagierzahlen voraussichtlich ein Minus von 1,6 Millionen Euro machen.

"Aber ich habe die Hoffnung auf einen neuen Investor noch nicht aufgegeben", sagte Halbedel. Die Pläne der Stadt, rund zwei Kilometer nordöstlich des Flughafens ein neues Baugebiet für Ein- und Zweifamilienhäuser auszuweisen, bedeute keinesfalls, dass die Stadt sich bereits gedanklich von Lübeck-Blankensee verabschiedet habe.