Die niedersächsische SPD steht mit breiter Mehrheit hinter der Kandidatur von Sigmar Gabriel für den Parteivorsitz. Der Landesvorsitzende Garrelt Duin pries Gabriel am Donnerstag in Anschluss an eine Vorstandssitzung als Mann, der “führen und sammeln kann“.

Hannover. Genau diese Fähigkeit aber wird Duin selbst beweisen müssen. Der Landesverband ist zerstritten um den künftigen Kurs, über eine Organisationsreform und die Frage, wie ein personeller Neuanfang aussehen könnte.

Vergleichsweise eindeutig fiel mit 18 Ja-Stimmen bei zwei Enthaltungen und einer Gegenstimme das Votum für einen SPD-Bundesvorsitzenden Gabriel aus. Der war bislang als Vorsitzender des Bezirks Braunschweig ein Teil des Problems, weil er die von Duin angeschobene stärkere Zentralisierung der Landespartei bremste. Hinzu kam ein persönliches Zerwürfnis, weil Duin Gabriel nicht den Spitzenplatz auf der Landesliste zur Bundestagswahl überlassen hat. Gabriel schimpfte öffentlich, anderswo setze man die Zugpferde auf Platz eins.

Der 41-jährige Bundestagsabgeordnete Duin selbst hat in den vergangenen Monaten Signale ausgesandt, dass er im Jahr 2013 als Spitzenkandidat bei der Landtagswahl antreten will.

Jetzt allerdings erwächst ihm mit Hubertus Heil einen potenzieller Gegner. Heil ist erst 36 Jahre alt und hat als Generalsekretär der SPD Profil gewonnen. Bewiesen hat er zudem, dass er zuspitzen kann, eine Fähigkeit, die Duin - aber auch dem bisherigen Fraktionschef im Landtag, Wolfgang Jüttner - abgeht. Er ist zudem Gabriel verbunden, dessen Wort in der Landespartei künftig noch größeres Gewicht haben dürfte. Anders als andere parteiintern genannte mögliche Kandidaten wie Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil, Regionspräsident Hauke Jagau oder der Bundestagsabgeordnete Matthias Miersch (Hannover) haben die Jahre als Generalsekretär Heil zudem bekannt gemacht. Die Frage von Bekanntheit und Popularität ist angesichts der hohen Werte des Amtsinhabers Christian Wulff (CDU) besonders wichtig.

Duin seinerseits muss jetzt erst zeigen, dass nicht nur Gabriel, sondern auch er selbst "führen und sammeln kann". Erst am Vortag nämlich hat der stellvertretende Landesvorsitzende Olaf Lies ihm offen widersprochen und nach dem Debakel der Bundestagswahl eine Debatte vom Zaun gebrochen über den künftigen Umgang mit der Linkspartei: "Ich halte eine Ausgrenzung der Linken und damit auch ihrer Wähler nicht für angemessen." Das steht im Gegensatz zu Duins bisheriger Haltung. Er lehnt jede Zusammenarbeit mit der Linkspartei rundweg ab. Gestern versuchte der Landesvorsitzende, die Diskussion zu verschieben: "Es geht um uns und nicht um das Orientieren an anderen Parteien."

Die CDU sieht Duin bereits am Ende. Ihr Generalsekretär Ulf Thiele sagte zur Diskussion in der SPD: "Das ist der Anfang vom Ende des Landesvorsitzenden Duin." Selbst engste Vertraute, so Thiele, gingen Duin von der Fahne und widersprächen öffentlich: "Die SPD ist dabei, sich aus der Mitte der Gesellschaft zu entfernen."