Für Wirtschaftsminister Jörn Biel (60) ist im neuen Kieler Kabinett kein Platz mehr. Das wurde jetzt in Regierungskreisen bestätigt. Demnach soll der Diplom-Volkswirt, der erst Ende März zum Minister aufgestiegen war, seinen Stuhl räumen und seinen alten Job bei der Industrie- und Handelskammer zu Kiel wieder aufnehmen.

Kiel. "Wir freuen uns, dass Herr Biel zu uns zurückkommt", sagte IHK-Sprecher Michael Legband. Biel war Hauptgeschäftsführer der IHK und hatte sich im Frühjahr bei seinem Wechsel in die Regierung vorsichtshalber ein Rückkehrrecht zusichern lassen. Biel selbst wollte sich Donnerstag nicht äußern.

Biel sei von Anfang an eine "Notlösung" gewesen, so das harte Urteil aus der CDU. Fakt ist, dass Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) nach dem spektakulären Rücktritt von Wirtschaftsminister Werner Marnette (CDU) Ende März Führungsstärke zeigen wollte. Noch am selben Tag engagierte er Biel als Nachfolger.

Nach dem verpatzten Start lief es für Biel kaum besser. Erst trat er auf Druck von Carstensen in die CDU ein, dann beerdigte die Große Koalition sein Herzensprojekt eines Maritimen Science Centers in Kiel. Der schwache Redner kniete sich gleichwohl in die Arbeit, bekam von der Wirtschaft gute Noten, aber im Landeshaus kein Bein an Deck.

Über die Biel-Nachfolge wird im Zuge des Koalitionspokers von CDU und FDP entschieden. Klar ist, dass Carstensen bei Personalentscheidungen kein gutes Händchen hat. Er hatte auch Biels Vorgänger Marnette (acht Monate im Amt) angeheuert und zuvor alle Warnungen aus der Wirtschaft in den Wind geschlagen.