35-Jähriger aus dem Kreis Segeberg suchte nach einem Komplizen. Auch in Pinneberg gab es Durchsuchungen.

Kreis Segeberg. Der Plan war detailliert, minutiös ausgearbeitet, mit Konsequenz zu Ende gedacht - und von einer unfassbaren Brutalität. Der 35 Jahre alte Daniel V., ein Schichtarbeiter aus Traventhal im Kreis Segeberg, soll geplant haben, ein acht Jahre altes Mädchen zu entführen, es gemeinsam mit einem Komplizen eine Woche lang sexuell zu missbrauchen und danach zu töten.

Ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei nahm den einschlägig vorbestraften Mann Dienstagabend in seinem Heimatort fest - bevor er den Mordplan in die Tat umsetzen konnte. Vorwurf der Ermittler: Verbreitung und Besitz kinderpornografischen Materials. Die Identität des zweiten Mannes in dem Fall sei unbekannt, sagte Uwe Wick von der Staatsanwaltschaft in Kiel am Donnerstag.

BKA-Ermittler hatten den perversen Mordplan des Daniel V. bei Internet-Recherchen im Zusammenhang mit dem "Geisterwald" genannten Großverfahren gegen Pädophile entdeckt und die Kripo in Schleswig-Holstein eingeschaltet. Dort ist Daniel V. seit Jahren bekannt: Bereits im Jahr 2002 war er wegen der Planung eines fast identischen Delikts zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden.

Auch damals hatte er im Internet einen Komplizen gesucht, mit dem er ein Mädchen entführen, quälen und ersticken wollte. Und: Im August dieses Jahres erhob die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den 35-Jährigen wegen weiterer kinderpornografischer Delikte.

Vor etwa einem Jahr war V. in das 530-Einwohner-Dorf Traventhal gezogen. Dort lebte er allein. Mit einer früheren Lebensgefährtin hat er ein gemeinsames Kind, einen Jungen. In Traventhal bewohnte Daniel V. eine Dachgeschosswohnung. Geld verdiente er als Schichtarbeiter in einer Meierei in Leezen. Besuch habe er kaum bekommen, berichten Nachbarn. "Nur ein- oder zweimal ältere Männer." Nachts habe in der Ein-Zimmer-Wohnung fast immer das Licht gebrannt. V. sei geradezu "auffällig unauffällig" gewesen.

Als ihm im Jahr 2002 der Prozess wegen des ersten Entführungsplans gemacht wurde, sprach die Staatsanwältin von einer "Widerwärtigkeit, die nicht zu überbieten ist". V. hatte sieben Seiten mit einer detaillierten "Anleitung" für gewalttätigen Kindesmissbrauch ins Internet gestellt. Darin hatte er wie in einem Drehbuch geschildert, was er einem entführten Schulmädchen antun wolle. Die Polizei stellte in seiner damaligen Wohnung auf seinen Rechnern 17 000 Bilder und 650 Filme mit Kinderpornos sicher. Neben der Bewährungsstrafe verhängte das Gericht 4000 Euro Geldstrafe. Außerdem gab es dem Angeklagten zur Auflage, sich einer Sexualtherapie zu unterziehen.

Aus den Augen ließen die Ermittler V. nach dem Prozess nicht mehr. Er soll auch Kontakte zu der deutschsprachigen pädophilen Internet-Gemeinschaft "Geisterwald" gehabt haben, die am Dienstag vom Bundeskriminalamt (BKA) gesprengt wurde. Die Fahnder hatten 163 Wohnungen und Geschäftsräume in ganz Deutschland durchsucht (das Abendblatt berichtete). Einige von ihnen kamen auch in die Rantzau-Kaserne in Boostedt - um den Computer eines 32 Jahre alten Sanitätsfeldwebels sicherzustellen. Bei dem Zeitsoldaten, der aus Mecklenburg-Vorpommern stammt, soll es sich um einen der neun Administratoren des "Geisterwald"-Netzwerks handeln, in dem Tausende von kinderpornografischen Dateien getauscht wurden. Der Feldwebel kam vor den Haftrichter. Bei einer Durchsuchung in einem Haus im wenige Kilometer entfernten Wittenborn stellte die Polizei weiteres Beweismaterial sicher.

Auch in Wedel und Pinneberg wurden am Dienstagabend Wohnungen und Geschäftsräume von Verdächtigen durchsucht. In Pinneberg soll es sich bei dem Verdächtigen um einen Kommunalpolitiker handeln. Als die Polizei zur Durchsuchung anrückte, befand sich der Mann nach Abendblatt-Informationen gerade in einer politischen Versammlung, die er dann vorzeitig verlassen musste. Ein Sprecher des Landeskriminalamtes in Kiel bestätigte, dass der mutmaßliche Täter nach der Durchsuchung und einer eingehenden Befragung wieder auf freien Fuß gesetzt wurde.