Eine mögliche Linksregierung in Schleswig-Holstein ist schon vor der Wahl geplatzt. Der SSW stellte gestern klar, dass er zwar mit SPD und Grünen regieren könne, nicht aber mit der Linkspartei.

Kiel. Ein solches Viererbündnis sei "nicht denkbar", sagte SSW-Spitzenkandidatin Anke Spoorendonk. Kein Tabu sind dagegen Gespräche mit der CDU.

Mit ihrem neuen Kurs verpasste die Partei der dänischen Minderheit SPD-Chef Ralf Stegner einen Dämpfer. Der rote Spitzenkandidat hatte nie ausgeschlossen, mit Stimmen der Linkspartei Ministerpräsident zu werden. Die Spekulationen über eine Vierer-regierung waren zusätzlich durch die Wahlumfragen angeheizt worden. Demnach lag das Linkslager Anfang der Woche einige Prozentpunkte vor dem Rechtsblock (CDU und FDP).

Was Stegner bleibt, ist die derzeit karge Hoffnung, dass es am kommenden Sonntag vielleicht doch knapp für eine Dänen-Ampel (SPD, Grüne, SSW) reichen könnte. Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) freute sich darüber, dass der SSW "den Kommunisten" eine klare Absage erteilt hat. "Was wir in Schleswig-Holstein brauchen, ist eine stabile Regierung."

Carstensen bekräftigte, dass er auf eine Koalition mit der FDP setzt und notfalls mit Grünen und SSW Gespräche führt. Eine Neuauflage der Großen Koalition schloss er nicht aus, knüpfte diese Variante aber erneut an die Bedingung, dass Stegner zuvor das Feld räumen muss.

Der SSW ließ unterdessen keinen Zweifel daran, dass er sowohl mit Stegner als auch mit Carstensen Koalitionsgespräche führen könnte. "Der SSW ist aber kein bequemer Mehrheitsbeschaffer für die großen Parteien", warnte Spoorendonk. Eine vom SSW unterstützte Regierung müsse unter anderem die Schulreform konsequent vollenden. Ziel des SSW, der eher links tickt, ist dabei die Gemeinschaftsschule. Programmatisch gibt es auch sonst Berührungspunkte zur Linkspartei. Sie ist aus Sicht des SSW im Norden aber zu zerstritten und damit nicht regierungsfähig.

Das Hauptaugenmerk von Carstensen und Stegner galt gestern aber ihrem TV-Duell, bei dem sie sich am Vorabend wie Kesselflicker gestritten hatten. Beide feierten sich prompt als Sieger der Redeschlacht und erklärten ihre harte Gangart damit, dass sie sich gegen Angriffe des jeweils anderen wehren mussten. "Das Duell gibt Rückenwind", meinte Carstensen. "Der Kampf um Platz eins in Schleswig-Holstein ist neu eröffnet worden", meinte Stegner.

Im Landeshaus konnten viele die Begeisterung der Spitzenkandidaten über sich selbst nicht so recht teilen, weil Carstensen und Stegner mit dem Zoff-Duell eher bei den eigenen Anhängern punkteten als bei der eigentlichen Zielgruppe der noch unentschlossenen Wähler. Diese Einschätzung wurde von Politikwissenschaftlern geteilt. Sie sahen mal Carstensen, mal Stegner leicht vorn.

Bei einer Online-Abstimmung auf abendblatt.de sahen 61 Prozent Carstensen als Sieger des TV-Duells, 39 Prozent der Leser sahen Stegner vorn.