1600 Kinder gelten nach aktuellem Stand derzeit in Deutschland als dauerhaft vermisst. Niemand weiß, wo sie sich aufhalten, ob sie noch leben, was sie erleiden müssen.

Travemünde. Weil es europa- und bundesweit weder einheitliche Richtlinien und Standards noch ein eingespieltes Netzwerk für akute Fälle gibt, lud die "Initiative Vermisste Kinder" aus Hamburg gestern führende Vertreter der Polizei in Bund und Ländern sowie internationale Ermittler und Fachleute zur Tagung nach Travemünde.

"Es sind meist die ersten Stunden, die über Erfolg oder Misserfolg einer Fahndung entscheiden. Auch, wenn die Fahndung Wochen oder Monate dauert", sagt Lars Bruhns, Leiter der seit zwölf Jahren aktiven "Initiative Vermisste Kinder". Deshalb sei es für Polizisten wichtig zu wissen, welche Fragen zu welchem Zeitpunkt gestellt werden müssten. In den USA existiert seit 25 Jahren ein landesweit agierendes Netzwerk, das bei Ermittlungen, Betreuungen und Suchaktionen Verantwortung übernimmt. Im Auftrag dieses International Center for Missing & Exploited Children informierte Caroline Humer die deutschen LKA-Ermittler über Möglichkeiten der Tätersuche und Opferbetreuung.

Von den rund 100 000 Vermisstmeldungen, die jährlich bei Polizeistationen in Deutschland eingehen, erledigen sich 98 Prozent nach wenigen Stunden. Beamte müssten sich, so Caroline Humer, trotzdem bei jedem Fall vor Augen halten, dass es sich auch um einen "Ernstfall" handeln könne.