Die Entscheidung am 27. September ist schwierig für die Ahrensburger. Es geht schließlich um eine verdammt wichtige Sache. Wo sollen die Bürger der 32 000-Einwohner-Stadt ihr Kreuz machen?

Nein, es geht nicht um die Bundestags-, Landtags- und Bürgermeisterwahl. Was den Bürgern wirklich zu schaffen macht, ist die Frage: "Sollen die Linden in der Großen Straße anstelle von Kastenformschnitten durch Kronenbegrenzungsschnitte in ihrem natürlichen Erscheinungsbild erhalten und gepflegt werden?"

Frage nicht verstanden? Macht nichts. Einige Ahrensburger verstehen auch nur Bahnhof. Aber sie wissen sich zu streiten. Über Bäume. Genauer gesagt: über 105 Linden und ihre Schnittform. Eckig wie ein Kasten oder dem natürlichen Wachstum angepasst? Das ist die Frage, die in Ahrensburg seit Monaten die Gemüter erhitzt und die nun am Superwahlsonntag bei einem Bürgerentscheid geklärt wird. Während sich in Deutschland die Parteien über Afghanistan, Kitas, Opel und Arbeitslose streiten, zoffen sich die Ahrensburger eben über die wirklich wichtigen Dinge im Leben: Will ich unter Linden mit eckigen oder eher runden Baumkronen spazieren gehen? Das will gut überlegt sein. Schließlich dauert es seine Zeit, bis Bäume wieder nachgewachsen sind. Als die Stadt 37 Bäume fällen ließ, organisierten Mitglieder des eigens gegründeten Vereins eine Mahnwache. Einige legten Blumen nieder. Die Volksseele kochte, die Politik geriet unter Druck. Und willigte schließlich ein, die Bürger selbst entscheiden zu lassen. Die Bäume gehen alle an - und vielen zu Herzen.