Wenige Wochen nach der Einweihung des Newsrooms besuchte Ulf Brüggmann als erster Leser-Blattkritiker die Redaktion des Hamburger Abendblatts.

Hamburg. "Nervös bin ich nicht. Ich bin es gewohnt, vor vielen Leuten zu reden", sagte Ulf Brüggmann kurz vor seinem großen Auftritt. Immerhin war es eine Premiere, aber nicht nur für den 44-Jährigen. "Modern und schön hell ist es hier", sagte der Diplomingenieur für Elektrotechnik, der bei "Desy" für Experimente mit Licht verantwortlich ist.

Nicht nur für die Einrichtung, auch inhaltlich gab es viel Lob vom Leser ("Ich bin mit dem Abendblatt aufgewachsen und seit 1998 Abonnent"): Vor allem die Seite-3-Themen und deren Umsetzung, die Geschichten an Menschen aufzuziehen, gefallen ihm. Chefredakteur Claus Strunz pflichtete dem bei und hob die Berichterstattung zum Kriegsbeginn hervor: "Heute bin ich wieder einmal besonders stolz, Chefredakteur dieser Zeitung zu sein." Die neue Rubrik "Auf einen Kaffee" sowie die Straßenserie "Hier bei mir" kommen gut an beim Leser, aber ebenso das traditionelle "Menschlich gesehen" - "solange es nicht zu sehr Yellow Press wird", sagte Ulf Brüggmann. Seine Kritik wollte er jedoch eher als "Anregung zur Weiterentwicklung" verstehen. "Die Metropolregion wird zu schwach und zu einseitig dargestellt", kritisierte der in Appen bei Tornesch lebende Ingenieur. "Warum sieht man bei schönem Wetter immer nur die Mädels an der Alster und nicht mal in Ahrensburg sitzen?" Die Regionalausgaben seien auf jeden Fall ausbaufähig.

"Mein Tipp: Mehr Futter für den Speckgürtel! Wie wäre es zum Beispiel mit einer ganzen Seite nur für die Metropolregion?" Von Berndt Röttger, Ressortleiter Lokales, wünschte sich der Leser "rechtzeitig angekündigte Veranstaltungstipps für das Umland". Das Abendblatt hätte in seinem Verbreitungsgebiet noch so viel Potenzial: "Viel mehr als beispielsweise Frankfurter Allgemeine oder Süddeutsche!" Claus Strunz zeigte sich beeindruckt von der knappen und kompakten Blattkritik und versprach, die Anregungen aufzunehmen.

Negativ

Zu wenig Kommunal- und Kulturberichte in den Regionalausgaben. Das Umland wird oft nur als Ausflugstipp genannt.

Positiv

Tolle Seite-3-Themen, bewegende Geschichten, die an Personen erzählt werden. Moderne Rubriken bieten gute Identifikation.