Der Möllner Mario Schäfer hat einen ungewöhnlichen Beruf. Er ist der vermutlich einzige Narr Deutschlands in städtischen Diensten.

Mölln. Er ist bei der Stadt Mölln als Till Eulenspiegel angestellt und seit 15 Jahren als "Schalk vom Dienst" für die Tourismuswerbung der Stadt im Einsatz.

Till Eulenspiegel gilt als das Wahrzeichen Möllns, weil er der Überlieferung nach um 1350 hier gestorben sein soll. Mölln beschäftigt seit 1953 einen Till-Eulenspiegel-Darsteller. Bei den heute beginnenden Möllner Eulenspiegel Festspielen spielt der aktuelle Stelleninhaber allerdings erstmals die Titelrolle.

Vor seinem Auftritt bei den Festspielen ist Schäfer "ziemlich aufgeregt". Außerhalb der Festspiele, die nur alle drei Jahre stattfinden, zögert er jedoch immer ein wenig, wenn er nach seinem Beruf gefragt wird. "Wenn ich sage, ich sei Narr, schauen die meisten Menschen doch ziemlich verwundert. Deshalb sage ich meistens, ich sei städtischer Angestellter, was ja auch nicht falsch ist", sagt der 45-Jährige, und dabei blitzt ihm der Schalk aus den Augen.

In Mölln begrüßt er in seiner Narrenkluft Gästegruppen, liest bei Veranstaltungen Kommunalpolitikern und Honoratioren die Leviten und überrascht auch schon mal Brautpaare, indem er vorübergehend den Platz des Standesbeamten einnimmt. Bis zu 200 Auftritte absolviert der Möllner Narr pro Jahr. "Ich nehme die Politik und das Weltgeschehen aufs Korn, wie einst Till Eulenspiegel."

Nach der Überlieferung hat Till Eulenspiegel die Unzulänglichkeiten seiner Mitmenschen und Missstände seiner Zeit aufgedeckt. "Die Figur des Eulenspiegel hat mich schon immer fasziniert. Deshalb habe ich mich beworben, als die Stelle öffentlich ausgeschrieben wurde", berichtet der gelernte Koch. Die Vorstellung allerdings, dass er auch im Privatleben ständig Witze reiße, weist Schäfer zurück. "Eigentlich", sagt er, "bin ich ein eher introvertierter Typ."