Die Genossen im Norden haben einen neuen Slogan: “sozialer. stärker.stegner“. Er offenbart, dass die schleswig- holsteinische SPD auch in der Krise nach dem Bruch der Koalition mit Landes- und Fraktionschef Ralf Stegner als Nummer eins in die Wahlschlacht gegen die CDU von Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (62) zieht.

Lübeck. Allen stillen Kritikern zum Trotz. Der 49-Jährige wurde nicht nur mit guten 92 von 103 Stimmen zum Spitzenkandidaten für die Wahl am 27. September gewählt; er konnte sich auf dem Parteitag in Lübeck am Sonnabend auch mit seinem Vorschlag für die Landesliste durchsetzen. Offene Kritik an Stegner blieb aus, nur hinter vorgehaltener Hand machte der eine oder andere Unmut darüber deutlich, dass die SPD in die prekäre Lage rutschte. Von Carstensen aus der Regierung geworfen und in einem Umfragetief steckend, mühten sich Stegner und der Parteitag, Geschlossenheit und Zuversicht zu vermitteln.

Einen bemerkenswerten Auftritt hatte die frühere Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave. Offensichtlich noch immer getroffen vom Rausschmiss durch Carstensen, blickte sie kämpferisch nach vorne: "Auf Wiedersehen am Abend des 27. September", sagte sie an seine Adresse gerichtet. Eindringlich warnte Erdsiek-Rave vor Misstrauen und Feindschaft in der Politik. Die eigene Partei bezog Erdsiek-Rave in ihre Kritik ein. "Ich wollte an euch appellieren, den Auftrag ernst zu nehmen, den Sozialdemokraten zu erfüllen haben, nämlich Offenheit und Vertrauen herzustellen und nicht zuzulassen, dass dieses Land zurückfällt in Feindseligkeiten und Lagerdenken früherer Jahrzehnte." Das musste Stegner auch als Appell an sich selbst verstehen.