Freizeitparks und Zoos hatten fest mit der Krise gerechnet. Doch jetzt kommen weit mehr Besucher als im Vorjahr.

Hodenhagen/Hannover. Die Karussells der Freizeitparks in Niedersachsen laufen auch in Zeiten der Wirtschaftskrise rund: Tausende Besucher strömen täglich durch die Tore der Unterhaltungsparks, die Parkplätze vor den Zoos sind bis auf den letzten Platz belegt, und die zu den Anlagen gehörenden Hotels sind ausgebucht. Von einer Talfahrt ist in den mehr als 30 Erlebnisparks in Niedersachsen nichts zu spüren. "Es kommen deutlich mehr Besucher als in den vergangenen zwei Jahren", sagt Fabrizio Sepe, Geschäftsführer des Serengeti-Parks in Hodenhagen. Damit fasst er einen landesweiten Trend zusammen, der die unguten Erwartungen vom Jahresbeginn nicht bestätigt. "Am Anfang des Jahres haben wir alle ein bisschen die Luft angehalten und uns gefragt: Oje, was bringt die Krise für den Tourismus?", fragt Carolin Ruh, Geschäftsführerin der TourismusMarketing Niedersachsen GmbH. Jetzt zur Halbzeit ist klar: Niedersachsen zählt zu den Gewinnern der Wirtschaftskrise. Denn die dortige Tourismusbranche konnte nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gegenüber dem Vorjahr zwei Prozent mehr Übernachtungen aus dem Inland verbuchen. Bundesweit ist diese Zahl im selben Zeitraum um über ein Prozent gesunken.

Der Wachstum in Niedersachsen beschert den meisten Parks und Zoos noch zusätzliche Gäste, denn wie auch Klaus Müller vom Heide-Park in Soltau bemerkt, "machen die Deutschen wieder Urlaub zu Hause". Das Geld, das sonst vielleicht in einen Italien-Urlaub gesteckt wurde, fließt nun zum Teil in rasante Achterbahnfahrten, spannende Erlebniszoos und spritzige Wasserwelten. Dabei machen vor allem die Norddeutschen und Besucher aus Nordrhein-Westfalen Kurzurlaub in den niedersächsischen Freizeitparks. Die Erlebniswelten haben nach Angaben der TourismusMarketing Niedersachsen GmbH einen Anteil von rund 15 Prozent am landesweiten Tourismus. Und der Konkurrenzkampf ist im Geschäft mit der schnellen und bunten Tagesunterhaltung hart. Qualität und Vielfalt sind entscheidend, um Besucher in einen der Parks zu locken. Deswegen investieren die Betreiber trotz Krise weiterhin intensiv in ihre Betriebe.

"Die Parks sind auf Wiederholungsbesucher angewiesen. Also müssen sie immer wieder Neues bieten", sagt der Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen, Ulrich Müller-Oltay. Jährlich investieren die im Verband organisierten Betreiber Summen in dreistelliger Millionenhöhe. "Damit sind die Parks ein bedeutender Wirtschaftsfaktor." Anlagen, die dabei auf ein Kombi-Angebot aus Unterhaltung, Freizeitspaß und Übernachtung setzten, hätten im Kampf um die Besucher die Nase vorn, ist sich Müller-Oltay sicher. "Diese Mischung hat sich absolut bewährt", bestätigt Klaus Müller vom Heide-Park-Soltau. Der Freizeitpark bietet den Besuchern zusätzlich zu den Fahrgeschäften ein Themenhotel mit abendlichen Shows an. "Wir können nicht sagen, dass wir die Krise hier im Park haben", fasst Müller zusammen. Ein "All inclusive"-Paket mit Festpreis für Übernachtung, Unterhaltung und kulinarische Versorgung bietet auch die Nordsee Spielstadt Wangerland. In dem Angebot für Kinder sei eine Flaute nicht zu spüren, erklärte eine Sprecherin. "Wir haben bisher rund zehn Prozent mehr Besucher", sagt Norbert Tietz, Geschäftsführer des Wildparks in der Lüneburger Heide.

Und auch im Vogelpark Walsrode, der zu Beginn des Jahres kurz vor der Insolvenz stand, blickt man trotz allgemeiner Konjunkturflaute wieder optimistisch in die Zukunft - und das nicht zuletzt, weil das belgische Unternehmen Floralux im März dieses Jahres mit drei Millionen Euro maßgeblich zur Rettung des Vogelparadieses beitrug. "Ein Teil des Geldes ist in die Entwicklung eines Masterplans investiert worden, der unseren Park noch weiter verschönern soll", sagt Geschäftsführer Geer Scheres dem Abendblatt. Er sieht den Vogelpark auf einem "sehr guten Weg". Denn schon jetzt beobachtet er einen Besucherzuwachs von etwa 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ähnlich geht es dem Erlebniszoo in Hannover, der rund sechs Prozent mehr Besucher verbuchen kann.

Die TourismusMarketing Niedersachsen GmbH atmet angesichts dieser Entwicklung auf: "Die aktuellen Zahlen und Einschätzungen lassen uns doch optimistischer sein, als wir es noch zu Jahresbeginn waren", sagt Geschäftsführerin Carolin Ruh.

Heide-Park Soltau

Der Erlebnispark ist bis Ende Oktober von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Kinder (Vier- bis Elfjährige) zahlen 26 Euro, Besucher ab zwölf Jahren 33 Euro. Kinder unter vier Jahren haben freien Eintritt, Gruppenkarten gibt es je nach Alter ab 16,90 Euro pro Person. Der Heide-Park Soltau ist mit dem Auto über die A 7 zu erreichen. Nach der Abfahrt Soltau-Ost ist der Weg ausgeschildert. Der Parkplatz bietet Platz für etwa 8000 Autos und kostet vier Euro Parkgebühr. Die Zielbahnhöfe für Bahnreisende sind Soltau oder Wolterdingen, dann geht es in Bussen weiter, die direkt zum Park fahren.

Serengeti-Park Hodenhagen

Der Safari-Park hat täglich von 10 Uhr geöffnet. Einlass erfolgt bis 17 Uhr. Drei- bis Zwölfjährige zahlen 19 Euro, Besucher ab 13 Jahren 23 Euro. Gruppentarife gibt es für Familien sowie Gruppen ab 100 Personen. Der Serengeti-Park liegt an der A 7, Ausfahrt Westenholz. Bahnfahrer sollten mit dem Metronom von Hamburg nach Buchholz und dann bis zum Bahnhof Hodenhagen mit der Regionalbahn fahren. Die Fahrtzeit beträgt etwa zwei Stunden. Außerdem fahren Züge über Hannover.

Vogelpark Walsrode

Der Vogelpark hat täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet. Kinder (vier bis 17 Jahre) zahlen neun Euro, Erwachsene ab 18 Jahren 14 Euro. Familien-Tageskarten gibt es ab 28 Euro. Autofahrer erreichen den Vogelpark Walsrode über die A 7, Ausfahrt Bad Fallingbostel. Ein Parkplatz kostet vier Euro für einen Tag. Bahnreisende fahren bis zum Bahnhof Walsrode, von dort führt ein ausgeschilderter Spazierweg zum Park. Alternativ fährt die Bus-Linie 511 für 1,60 Euro.