Polizei weiß nicht, ob die Linken oder die Rechten zweimal feuerten. Der rechtsextreme Anwalt Rieger plant dort Schulungszentrum.

Faßberg/Celle. Unmittelbar nach der Besetzung eines leer stehenden Hotels in Faßberg durch Neonazis hat es dort eine Schießerei gegeben. Wie die Polizei Celle erst am Freitag mitteilte, sind in der Nacht vom vergangenen Sonntag mehrere maskierte Männer vermutlich aus der linken Szene aufgetaucht. Die Männer fotografierten einen 18-jährigen aus Faßberg stammenden Neonazi, der vor der Tür des Hotels stand. Der rief andere Besetzer aus dem Haus hinzu, gemeinsam versuchten die Männer, die Vermummten in dem weitläufigen fast parkähnlichen Gelände zu stellen. Im Verlauf dieser Suche fielen dann zwei Schüsse, die die Polizei aber nach Auskunft eines Sprechers derzeit noch keiner der Gruppen zuordnen kann.

Die Polizei will nun regelmäßig Streifenwagen an dem Hotel drei Kilometer vor den Toren von Faßberg vorbeischicken, die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen der Schüsse vorerst gegen unbekannt. Unterdessen zeichnet sich ein langwieriger Streit darüber ab, ob die Besetzung des ehemaligen Hotels durch Anhänger des Hamburger Anwalts und führenden Neonazis Jürgen Rieger rechtens ist. Die Neonazis berufen sich auf einen von Rieger mit dem Hotelbesitzer abgeschlossenen Pachtvertrag. Geklärt werden muss, ob dieser Pachtvertrag tatsächlich abgeschlossen wurde, ehe das Haus unter Zwangsverwaltung gestellt wurde. Möglich ist auch, dass der Vertrag rückdatiert wurde. Die Staatsanwaltschaft Lüneburg konnte das nicht beweisen, weswegen auch die vom Zwangsverwalter gewünschte Räumung durch die Polizei nicht erfolgte. Jetzt will der Zwangsverwalter eine einstweilige Verfügung zur Räumung erwirken.

Vor mehr als einem Jahr hatte Rieger das Hotel für 1,3 Millionen Euro kaufen wollen, um daraus ein Schulungszentrum zu machen. Die Gemeinde Faßberg aber pochte auf ihr Vorkaufsrecht, gewann einen Investor, der bereit war, 700 000 Euro zu zahlen, um dort eine Altenpflegeeinrichtung zu schaffen. Das war der Besitzerin zu wenig. Die Garnisonsstadt Faßberg, in der regelmäßig Luftwaffeneinheiten auch aus anderen Nato-Staaten ausgebildet werden, will sich weiter gegen ein rechtes Schulungszentrum wehren. Problem dabei ist, dass niemand weiß, ob es Rieger ernst meint oder nur den Preis hochtreiben will. Auch in diesem Fall, so Klaus Engemann, Sprecher des Innenministeriums in Hannover, sei es "naheliegend, dass es Absprachen gibt" zwischen Rieger und Verkäufer. In Delmenhorst etwa kaufte die Kommune vor drei Jahren völlig überteuert für drei Millionen Euro ein Hotel, weil Rieger auch dort geboten hatte. Engemann: "Rieger ärgert das Land immer wieder durch seine Aktionen. Er ist lästig."