Auf den ersten Blick wirkt die Wohnung nicht besonders spektakulär: zwei Zimmer mit hellen Holzmöbeln, Einbauküche und Duschbad. Doch bei näherem Hinsehen offenbaren sich einige technische Raffinessen.

Oldenburg. Am Wasserhahn im Badezimmer zeigt eine Lampe die Wassertemperatur an, indem sie rot oder blau aufleuchtet. Ein Fernseher sendet spezielle Tonsignale für Schwerhörige. Zwei Sensoren messen permanent den Strom- und Wasserverbrauch und senden einen Notruf, sollte er gravierend vom normalen Tagesablauf abweichen. So könnte nach Vorstellung von Oldenburger Informatikern in Zukunft die ideale Wohnung für Senioren aussehen.

Niedersachsens Wissenschaftsminister Lutz Stratmann (CDU) stellte am Freitag das Modell-Appartement vor, in dem die Forscher des Instituts für Informationstechnologie die verschiedenen Neuerungen ausprobieren. "Dabei haben wir festgestellt, dass wir mit dem relativ geringen Einsatz von zwei Sensoren relativ viel erzielen können", erläutert Susanne Boll, Professorin für Medieninformatik und Multimedia-Systeme. Die Sensoren lernen mit der Zeit, wie viel Strom und Wasser der Bewohner am Tag verbraucht und welche Geräte er wann verwendet. "Sinkt der Wasserverbrauch rapide oder läuft zum Beispiel der Herd ununterbrochen, wird automatisch Hilfe gerufen." Aber auch eine schleichende Veränderung könne darauf hinweisen, dass der Rentner mit dem Alltag nicht mehr so gut zurecht komme, erklärt Boll. Das System informiere dann die Familie oder eine Pflegestelle. Auf Kameras wollen die Informatiker in der Wohnung aber verzichten. "Die Menschen sollen sich nicht beobachtet fühlen", betont Boll. Auch über den Datenschutz müssen sich die Bewohner keine Sorgen machen. Die Sensoren zeichnen zwar den Verbrauch auf, senden diese Daten aber nicht nach draußen. "Es wird an keiner zentralen Stelle gemeldet, dass jemand gerade auf die Toilette geht oder wie lange er duscht", versichert Stratmann. Neben der Schauwohnung erproben die Forscher die Technik zurzeit auch bei einer 84-Jährigen, die in einem betreuten Wohnprojekt in Oldenburg lebt. Weitere Testwohnungen sollen in den nächsten drei Jahren folgen.

Ihr Senioren-Appartement ist Teil des Forschungsvorhabens "Gestaltung altersgerechter Lebenswelten", an dem auch die Universitäten Oldenburg, Braunschweig, Vechta und Potsdam sowie die Medizinische Hochschule Hannover und die Berliner Charité beteiligt sind. Das Land Niedersachsen fördert das Projekt auf drei Jahre mit 3,1 Millionen Euro. "Wir stehen noch ganz am Anfang", meint Stratmann. Wegen der demografischen Entwicklung werde es immer wichtiger, Konzepte für altersgerechtes Wohnen zu finden.