Die Zahl der Mexiko-Grippe-Fälle (auch Schweinegrippe genannt) in Schleswig-Holstein und Niedersachen steigt - anders als bislang in Hamburg - stark an. Meist bringen Urlauber das Virus aus Spanien mit.

Hannover. In Niedersachsen gab es nach Auskunft des Sozialministeriums 82 neue Fälle allein von Donnerstag auf Freitag, insgesamt sind jetzt seit Ausbruch 324 Fälle registriert. 221 der festgestellten Erkrankungen haben sich die Menschen in Spanien geholt, 80 Prozent davon entfallen allein auf die Ferieninsel Mallorca. Das schleswig-holsteinische Landesgesundheitsamt meldete am Freitag einen Anstieg der Fälle von 30 auf jetzt 52 binnen Wochenfrist.

Auch die Behörde in Kiel erklärt die Steigerung mit der wachsenden Zahl von Reiserückkehrern aus Spanien. Konkret hat man mehrere Reisegruppen von Abiturienten ausgemacht, deren Abschlussfahrt auf die iberische Halbinsel ging. In Hamburg dagegen gibt es bislang nur elf bestätigte Fälle von Mexiko-Grippe, und von denen sind auch nur noch in zwei Fällen Patienten akut erkrankt und isoliert.

Ins Bild der Ansteckungsquelle Spanien und der besonders starken Zunahme der Fälle passt, dass in Niedersachsen bereits die ersten Wochen der Sommerferien herum sind und damit die Zahl der Urlauber wächst, die heimkehren.

Eindeutiger Schwerpunkt bei den Erkrankungen in Niedersachsen ist die Region Hannover mit über 100 festgestellten Virusinfektionen, dies liegt fast um den Faktor drei über dem Anteil von Stadt und Landkreis Hannover an der Bevölkerung des Landes.

Das Sozialministerium in Hannover wies am Freitag aber Berichte zurück, es gebe inzwischen erste Engpässe bei den Teströhrchen, mit denen Proben zum Landesgesundheitsamt gebracht werden. Und ein Sprecher des Ministeriums widersprach ausdrücklich auch Befürchtungen, die schnell steigende Zahl der Fälle gefährde das Konzept des "Kontaktmanagements". Es würden bei Verdachtsfällen auch künftig die betroffenen Familien aufgesucht, mögliche Kontakte abgefragt und Hinweise gegeben, um neue Ansteckungsfälle zu vermeiden.

Im Herbst soll ein Grippeimpfstoff fertig sein, Deutschland hat 50 Millionen Dosen Impfstoff bestellt, ausreichend für 25 Millionen Menschen, um zuerst Risikogruppen und Beschäftigte im Gesundheitswesen impfen zu können. Allein das wird, wie das Bundesgesundheitsministerium gestern mittteilte, die Krankenkassen mehrere Hundert Millionen Euro kosten. Die müssen laut Ministerium für eine mögliche Impfung der Gesamtbevölkerung mit zwei Milliarden Euro Kosten rechnen.

Der Marburger Virologie-Professor Hans-Dieter Klenk warnt inzwischen, das Virus der Mexikogruppe habe sein "sein Potenzial" an Gefährlichkeit für Menschen "noch nicht voll ausgeschöpft".