Für den Raubmord an einem 84 Jahre alten Kioskbesitzer hat das Kieler Landgericht einen 38-Jährigen zu lebenslanger Haft verurteilt.

Kiel. Für die Beute von 75 Euro in 50-Cent-Münzen kaufte der schwer drogenabhängige Täter Kokain. Rund 50 000 Euro, die noch in einem Tresor des Opfers lagen, übersah er offenbar.

Der 84-Jährige hatte vergeblich versucht, sich mit einem Säbel zu wehren. Er verblutete an zwei "mit äußerster Gewalt" geführten Stichen mit einem Brotmesser in den Oberkörper, sagte Richter Brommann. Der Angeklagte habe "hemmungslos und rücksichtslos um jeden Preis Beute machen wollen". Drei Stunden nach der Tat im Februar dieses Jahres packte ihn zwar die Reue: Der 38-Jährige stellte sich der Polizei und führte die Beamten zum Tatort.

Trotz Drogenkonsums, schwerer Persönlichkeitsstörung und hirnorganischer Schäden hielt das Gericht den Angeklagten für voll schuldfähig - ebenso wie zuvor schon Gutachter und Staatsanwalt. Er sei zur Tatzeit voll einsichts- und steuerungsfähig gewesen. Eine besondere Schwere der Schuld, die nach 15 Jahren Haft eine Entlassung auf Bewährung verhindern würde, sahen die Richter aber nicht.

Das Gericht lehnte ausdrücklich den Antrag des Angeklagten und seines Verteidigers ab, ihm vor der Haft eine längere Entziehungstherapie in einer Klinik zu ermöglichen. Dagegen sprächen die vielen abgebrochenen Entziehungskuren des Angeklagten, sagte Brommann. "Es gibt keine hinreichenden Anhaltspunkte für den Erfolg der Therapie." Auch dem psychiatrischen Gutachten zufolge fehlt dem Angeklagten die Fähigkeit zur Therapie.

Der Verteidiger des 38- Jährigen kündigte an, diesen Teil des Urteils mit Revision anzufechten. Er hatte wegen Totschlags eine Gesamtstrafe von 13,5 Jahren verlangt.

Der 38-Jährige betonte in seinem Schlusswort: "Die Tat tut mir schrecklich leid. Ich nehme das Urteil, wie es kommt." Während der Urteilsverkündung wippte er ständig nervös und zittrig leicht auf und ab. In das Urteil flossen auch die Strafen für einen schweren und einen versuchten schweren Raub auf eine Tankstelle sowie auf ein Antikgeschäft in Kiel wenige Tage vor dem Raubmord ein.

Die beiden Angestellten, die der Angeklagte dabei mit einem Messer bedroht hatte, seien "noch heute schwer traumatisiert", sagte der Richter.