Wenn das marode Atomendlager Asse absäuft, könnte gefährliche Radioaktivität schon nach 100 Jahren in die Biosphäre gelangen.

Salzgitter. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter hat diese und ähnliche Krisenszenarien durchgespielt und reagiert mit einem Notfallplan: Binnen weniger Monate sollen Speicherbecken gebaut und leistungsfähige Pumpen angeschafft werden. Ziel ist es, künftig sogar Wassereinbrüche von bis zu 500 Kubikmetern am Tag zu beherrschen.

Nach über 40 Jahren ist das Helmholtz-Zentrum zum1. Januar als Betreiber des Endlagers durch das BfS abgelöst worden. Dessen Chef Wolfram König berichtete gestern von einem ganzen "Maßnahmenbündel", um bis zur Entscheidung über eine Rückholung des Mülls oder endgültige Lagerung im ehemaligen Salzbergwerk für mehr Sicherheit zu sorgen. Risse und Hohlräume in dem über 100 Jahre alten Salzbergwerk sollen schnell verfüllt werden. Mit diesen Maßnahmen, so Königs deutliche Kritik am Helmholtz-Zentrum, würden "gravierende Defizite" aus Jahrzehnten korrigiert. Nachdem der frühere Betreiber immer akute Gefahren ausgeschlossen hatte, war König bereits Anfang dieses Monats deutlich geworden. Es gebe angesichts der Einsturzgefahr und eines bereits seit Jahren anhaltenden Wasserzuflusses von zwölf Kubikmetern täglich keine Sicherheitsreserven mehr: "Es kann jederzeit zum Absaufen kommen."

Das BfS hofft jetzt auf eine schnelle Zustimmung des niedersächsischen Umweltministeriums als Atomaufsicht zum Notfallplan. Der beschäftigt sich auch mit einer noch weitergehenden Krisenzuspitzung, wenn neue Wassereinbrüche sich als nicht beherrschbar herausstellen. Das BfS will Rohre in die vier Kammern mit den gefährlichsten der insgesamt 126 000 Atommüllfässer legen, um im Notfall Beton in diese Kammern zu pumpen, die Abfälle so wenigstens abzukapseln. Die niedersächsischen Grünen begrüßten die Einführung der Strahlenordnung nach jahrzehntelangen "kriminellen Atommüll-Geschäften", die Regierungsparteien CDU und FDP dagegen wollen eine Sondersitzung des Umweltausschusses und nennen es "skandalös", dass das Bundesamt bei einem Notfall ohne Öffentlichkeitsbeteiligung handeln will.