Die Straßendecke der neuen A 20 wirft Blasen. Die werden jetzt aufgepiekst und glatt gewalzt.

Lübeck. Die eine Blase auf der neuen A 20 bei Lübeck hat die Maße einer Zimmertür, viele andere sind nicht größer als ein DIN-A3-Blatt. "So sieht es fast auf der gesamten Strecke aus", erzählt der Leiter des Landesbetriebs für Straßenbau in Lübeck, Jens Sommerburg. Die Autobahn ähnele teils einer Buckelpiste. "Es ist furchtbar."

Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Jörn Biel (CDU) hat bereits die Notbremse gezogen. Die für Montag geplante Eröffnungsfeier für die A 20 zwischen dem Lübecker Kreuz und Geschendorf (16 Kilometer) wurde, wie berichtet, abgeblasen. "Wir gehen davon aus, dass wir die Strecke im Juli freigeben können", sagte ein Sprecher Biels. Sommerburg ist vorsichtiger. Er will sich erst festlegen, wenn die Ursache für die Quaddeln in der Asphaltdecke geklärt ist.

Die Blasen-Gutachten sollen in einigen Tagen vorliegen. Klar ist, dass die insgesamt 30 Zentimeter dicke Asphaltschicht ziemlich feucht ist. Das Wasser dehnt sich bei Sonnenschein aus und drückt die Fahrbahndecke nach oben. Unklar ist, wie durchfeuchtet der Unterbau ist, wo das Wasser herkommt und wer für den Pfusch verantwortlich ist.

Biel sieht das Versäumnis beim Bauunternehmen. "Wir haben eine flache Autobahn bestellt und wollen sie auch genau so haben", sagte der Sprecher des Ministers. Das Unternehmen, die Papenburg Baugesellschaft in Hannover, schiebt den Schwarzen Peter zurück ans Land. Der Bauherr sei verantwortlich dafür, dass die halbfertige Trasse im vergangenen Winter offen liegen geblieben sei, sagte Bauleiter Ulrich Marquardt. Richtig austrocknen konnte die Trasse nicht. Das Land habe "ultimativ" verlangt, die Fahrbahndecke schon ab März zu verlegen, so Marquardt. Erlaubt sei das eigentlich erst ab April. "Jetzt kann man sich nicht beschweren, wenn noch vorhandene Restfeuchtigkeit entweicht."

Verkehrsexperten halten es aber auch für möglich, dass die Asphaltmischung für Unterbau und Fahrbahn nicht stimmt. Dafür wäre die Baufirma verantwortlich.

Umstritten ist ebenfalls, wann die ersten Autos auf der A 20 rollen dürfen. Marquardt möchte die Trasse sofort freigeben und die Fahrbahndecke in den nächsten Wochen "auslüften". Sommerburg will auf Nummer sicher gehen und hat die Bundesanstalt für Straßenwesen eingeschaltet. Sie soll testen, ob Motorräder gefahrlos über die Hubbelpiste kommen. Für Lastwagen und auch Autos ist das Risiko eher gering. Sie würden die Blasen platt fahren und den Bauarbeitern so viel Arbeit ersparen. Arbeiter pieksen die Quaddeln derzeit einzeln auf, um die Fahrbahn danach zu walzen.

Sommerburg ist skeptisch, ob die A 20 so pickelfrei wird. Er sei abends auf einem Abschnitt gefahren, der mittags fast eben gewesen sei. "Da waren neue Blasen."