Für den Naturschutz gehen wertvolle Brutplätze des Wiesenpiepers, Austernfischers und der Silbermöwe verloren.

Wenn es nicht so traurig wäre, wenn nicht zahllose junge Seevögel ihr Leben verloren hätten und unwiederbringliche Folgen für den Naturschutz zu beklagen wären - der Brand auf der Düneninsel Mellum könnte für eine Sonderausgabe der Sendung "Pleiten, Pech und Pannen" herhalten. Auch am Freitag hatten die an den Löschversuchen beteiligten Ämter und Helfer die Flammen noch nicht gelöscht. Zumindest "im Griff" sei das Feuer, hieß es jedoch am Abend.

So absurd es klingt: Vor allem am Wassermangel scheiterten Versuche, dem Inselbrand schnell Herr zu werden. Weil die Düneninsel bei Wilhelmshaven kilometerweit von Watt umgeben ist, ließ sich nicht genügend Meerwasser heranschaffen (wir berichteten). Ein Löschhubschrauber kam spät, wohl viel zu spät. Mangels Alternativen forderte man einen Helikopter der Bundespolizei aus Potsdam an. Leider erwies sich das Fahrzeug als defekt. Am Ende kämpften 20 Feuerwehrleute auf der Vogelinsel wie zu alten Zeiten gegen die Glutnester: mit Brandpatschen.

Für den noch nicht flugfähigen Nachwuchs der Seevögel kam jede Hilfe zu spät. "Der innere Bereich der eingedeichten Insel ist abgebrannt", sagt Thomas Schumacher vom Naturschutzverein Mellumrat, 25 Hektar des Kernlandes sind zerstört worden - eine Fläche, auf der Wiesenpieper, Austernfischer und Silbermöwen in kaum schätzbarer Zahl gerade ihren Nachwuchs pflegten. "Jetzt wird sich die Vogelwelt auf der Insel vollkommen verändern", sagt Schumacher. Am Freitag ging immerhin der zunächst mit einem Defekt eingetroffene Löschhubschrauber in die Luft. Er absolvierte sieben Überflüge, warf dabei rund 12 000 Liter Wasser ab. Dann ging der Wassersack kaputt. Die Feuerwehr, die zunächst mit Booten zur Insel zu gelangen versuchte, erreichte ihr Ziel wegen zu großen Tiefgangs nicht. Wackere Brandbekämpfer machten sich zu Fuß auf den Weg durch das Watt. Später waren Landungsboote verfügbar, die dichter an die Insel heranfahren konnten. Zum Unglück kam auch noch Pech: Während es in Wilhelmshaven kräftig regnete, ging über Mellum kein Tropfen nieder.

Rätselraten herrscht nach wie vor über die Ursache des Feuers. Die beiden Vogelwartinnen, die sich auf der Insel aufhalten, kommen als Brandstifterinnen nicht infrage: "Sie waren ganz woanders und sind militante Nichtraucherinnen", sagt Thomas Schumacher. Die Feuerwehr geht derzeit von einer Selbstentzündung aus. Möglich erscheint auch, dass eine Scherbe als Brennglas gewirkt hat. Fakt ist: Der Schwelbrand vernichtete eine 14 000 Euro teure Arbeits- und Aussichtsplattform. Die Brutstätten von 100 Wiesenpieperpaaren, die Silbermöwenkolonie, die Brutplätze der Austernfischer, die Salzwiese sind vernichtet. Die Zugvögel finden keine Bäume und Sträucher mehr, auf denen sie Rast machen können. Der Flächenbrand, das erste Feuer auf der Insel seit 40 Jahren, erzwingt einen Neuanfang, den manch einer schon jetzt mit Spannung erwartet. Michael Exo vom Institut für Vogelforschung Wilhelmshaven: "Bald entsteht eine neue Vegetation, mit ihr kommen andere Tierarten nach Mellum. Man solle "Natur Natur sein lassen".