"Windräder sind subventionierte Umweltzerstörer"

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Hanna-Lotte Mikuteit

Widerstand: Wie eine Niedersächsin zur "Mutter Courage" der Windkraftgegner wurde.

Benthe. Wenn Hanna Thiele nach der Stromversorgung der Zukunft gefragt wird, sagt sie: "Wir kommen um einen Mix aus Steinkohle, Braunkohle, Gas und Kernenergie nicht herum." Erneuerbare Energien wie Windkraft fehlen in ihrer Aufzählung. Ganz bewusst. "Alternative Landschaftszerstörung mit Massivsubvention" nennt die streitbare 63-Jährige aus Benthe bei Hannover die wachsende Zahl von Windrädern in Deutschland. Seit vier Jahren hat sie sich dem Kampf gegen das "teuflische System" verschrieben. "Windenergie liefert wenigen Betreibern satte Renditen, die der Stromkunde mit hohen Garantiepreisen teuer bezahlt. Das bekämpfe ich."

Die niedersächsische Donna Quichotta verzeichnet regen Zulauf. In ihrem Büro im stilvollen Eigenheim spinnt die Elektrotechnikerin an einem Netzwerk gegen die "Windgläubigen". Inzwischen füllt ihr akribisch geordnetes Material viele Aktenordner. Jeden Tag kommen Briefe, Anrufe und E-Mails von Betroffenen und Gleichgesinnten der wachsenden Anti-WKA-Bewegung. Unzählige Protestbriefe hat die Querdenkerin schon geschrieben, an Verbände, Medien, Parteien - auch ihre eigene, die FDP. "Ich bin das Sprachrohr geworden", sagt sie. Stolz schwingt mit in der Stimme der zierlichen Frau.

Angefangen hatte alles, als Anfang 2000 im Nachbarort Empelde ein 100 Meter hohes Windrad gebaut werden sollte. "Ich hatte damals keine Ahnung von Windenergie", erinnert die Mutter von zwei erwachsenen Kindern sich. Aus Neugier ging sie zu einer Versammlung von Gegnern und "war entsetzt, wie wenig die Lokalpolitiker wussten und wie sie zusammen mit der Verwaltung und der Windlobby die Bürger abbürsteten". Hanna Thiele fragte nach, sammelte Unterschriften - und traf den Nerv. Der Widerstand wuchs und hatte Erfolg: Das Windrad wurde nicht gebaut.

Für die "Ur-Liberale", wie sie sich selbst bezeichnet, war das Thema damit aber nicht erledigt. Je länger sie recherchiert, desto mehr sieht sie sich einer "Meinungsdiktatur" ausgesetzt. "Man darf keine Fragen zu Windenergie stellen, ohne gleich als Atomlobbyistin beschimpft zu werden." Dabei seien in den vergangenen Jahren demokratische Mitbestimmungsrechte, beispielsweise bei der Aufstellung von Bebauungsplänen, ausgehebelt und Betroffene "systematisch eingenebelt" worden - "immer mit dem Argument der drohenden Klimakatastrophe". Das sei dummes Zeug, "weil die Windräder am CO 2-Ausstoß nichts ändern. Für eine zuverlässige Stromversorgung müssen parallel weiter konventionelle Kraftwerke laufen."

Die Vision, eine Industrienation wie Deutschland könne mit Wind, Sonne und Biomasse auskommen, hält sie schlicht für einen Trugschluss. Das wüssten sowohl Politiker als auch Wissenschaftler. "Nur es traut sich kaum jemand, es laut zu sagen", meint Hanna Thiele. Sie will nicht aufgeben: Hatte sie in den vergangenen Jahren manchmal das Gefühl, gegen Windmühlen anzukämpfen, ändere die Stimmung sich derzeit: "Jetzt, wo es ans Bezahlen geht, kommt das große Erwachen."