. . . und sie räubern doch Nester aus

| Lesedauer: 3 Minuten

Eichhörnchen: Abendblatt-Leser und eine Schulklasse wissen es genau.

Hamburg. Schau an, das Eichhörnchen. Es beschäftigt unsere Leser immer noch.

Wir hatten vor zwei Wochen unter dem Titel "Wie mörderisch sind Eichhörnchen?" den Briefwechsel des Abendblatt-Lesers Rainer Lieske mit unserem Tierkolumnisten Georg Peinemann veröffentlicht. Es ging um die Frage, ob Eichhörnchen Vogeleier und Jungvögel fressen. Lieske bezweifelte das und führte eigene Versuche an, bei denen er Eichhörnchen Hühnereier und Tartar anbot, was die possierlichen Tierchen verschmähten. Peinemann hielt die eigene Anschauung dagegen: Dreimal schon habe er selbst beobachtet, wie Eichhörnchen frisch geschlüpfte Vögel "vernaschen".

Mehrere Leser geben Peinemann nun Recht. "Ich habe vor meinem Schlafzimmerfenster in einer Atlaszeder ein Eichhörnchennest beobachten können und festgestellt, dass die Jungen auch mit kleinen Vögeln gefüttert wurden", berichtet etwa Renate Körner.

Und Gerd Friedrich hat beobachtet, "dass in der Kiefer vor meinem Fenster (Entfernung zwei Meter) ein Eichhörnchen vor einem Amselnest sitzend vergnüglich ein Ei nach dem anderen genüsslich ausschlürfte. Auch der Raub von geschlüpften Jungvögeln ist von mir schon beobachtet worden."

Grimmig fügt Friedrich hinzu: "Umso weniger kann ich die Leute verstehen, die Eichhörnchen in Scharen durch Fütterung mit Nüssen in die Wohngebiete locken!"

Besonders intensiv hat der Biologie-Leistungskurs CI-S3 der 13. Klasse am Emil-Krause-Gymnasium in Hamburg-Dulsberg sich mit der Eichhörnchen-Frage beschäftigt. "Auch im Frühjahr, wenn die Nahrungsverstecke geleert sind, müssen die kleinen Nager Eiweiß zu sich nehmen", wissen die angehenden Abiturienten und merken an: "Die Fortpflanzung steht bevor. Das kostet Energie." Da pflanzliche Quellen nicht mehr zur Verfügung stünden, komme nur noch tierisches Eiweiß in Frage, das in Singvogeleiern und Jungvögeln "reichlich enthalten" sei.

Dann nehmen die Schülerinnen und Schüler äußerst kenntnisreich Rainer Lieskes Versuche auseinander. "Er hat Hühnereier verwendet. Hühnerei ist jedoch nicht gleich Singvogelei. Für den Fall, dass ein weißes Ei verwendet wurde: Singvogeleier sind keinesfalls weiß. Sie sind außerdem viel kleiner, haben eine viel dünnere Schale und können vom Eichhörnchen transportiert werden. Unserer Ansicht nach greifen Eichhörnchen nur zu dem, was sie mitnehmen und verstecken können, um fluchtbereit sein zu können. Die Vorderextremitäten brauchen sie zum Laufen und Klettern, müssen also das Maul verwenden. Die Nahrung muss entsprechend klein sein. Ein Hühnerei passt also gar nicht in das Nahrungsspektrum des Eichhörnchens. Hühnereier besitzen keinen typischen Nestgeruch und keine Bruttemperatur. Sie sind zu kalt. Die niedrige Temperatur signalisiert dem Eichhörnchen ein totes Ei, doch Eichhörnchen sind keine Aasfresser. Sie werden es nicht anrühren."

Ebenso plausibel erklären die Jungbiologen weiter: "Was das Tartar angeht, so besteht dieses aus Rindfleisch, was wiederum nicht dem Fleisch der Jungvögel gleicht oder gar entspricht. Es riecht anders, und es ist tot, während Jungvögel leben."

Dem hat auch der Kollege Peinemann nichts hinzuzufügen.

( HA )