Flugverbot für Hamburg und Bremen, Grenzwert für Vulkanasche überschritten. Für gestrichene Flüge gilt: Das Ticket wird erstattet

Hamburg. An den Flughäfen Norddeutschlands wird großes Durcheinander befürchtet, da die Aschewolke des isländischen Vulkans Grímsvötn gestern Nacht den Norden erreichte. Am späten Abend entschied die Deutsche Flugsicherung (DFS) deshalb, ein Flugverbot zu verhängen. Dieses soll heute ab 6 Uhr in Hamburg und ab 5 Uhr in Bremen gelten. Allein in Hamburg waren für heute 226 Starts und 227 Landungen mit insgesamt rund 40 000 Passagieren geplant. Ob die Flugplätze in Berlin und Hannover auch betroffen sind, war bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch unsicher.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte gestern eine entsprechende Flugwetterwarnung herausgegeben. "Nach unseren Prognosen erreicht die Aschewolke in der Nacht zu Mittwoch Norddeutschland", sagte Sprecher Gerhard Lux dem Abendblatt. "Es wird dadurch mit einer Behinderung des Flugverkehrs gerechnet, weil die Konzentration der Aschewolke den Grenzwert von mehr als zwei Milligramm Vulkanasche pro Kubikmeter Luft voraussichtlich übersteigen wird."

Da die Deutsche Flugsicherung erst am späten Abend über ein mögliches Flugverbot entschied, konnten auch die Fluggesellschaften zunächst nicht handeln. Eine Sprecherin von Air Berlin sagte: "Wir werden unsere Passagiere über unsere Internetseite und die Service-Hotline über mögliche Flugausfälle informieren." Konkrete Maßnahmen konnte die Sprecherin noch nicht nennen. "Das werden wir dann der Situation entsprechend entscheiden."

Die Fluggesellschaft Condor zeigte sich gestern Abend optimistisch, dass die beiden Flüge nach Santorin und Teneriffa trotz Aschewolke nicht gestrichen werden. "Als Ferienflieger werden wir versuchen, unsere Flüge auf einen schnellstmöglichen späteren Zeitpunkt zu verschieben", sagte ein Condor-Sprecher. Er rate den Reisenden, sich vor dem Abflug auf der Homepage des Hamburger Flughafens oder von Condor zu informieren, um von etwaigen Verspätungen zu erfahren.

Ähnlich äußerte sich gestern der Reiseveranstalter Thomas Cook. "Wir werden alles tun, um unsere Gäste so schnell wie möglich an ihr Urlaubsziel zu bringen. Dafür steht unsere gesamte Organisation bereit", sagte Mathias Brandes, Unternehmenskommunikationschef bei Thomas Cook.

Reisende, deren Flieger heute aufgrund des Flugverbots gestrichen werden, müssen zumindest nicht um das Geld für ihr Ticket fürchten. "Wird der Flug gestrichen, erhält der Gast sein Geld zurück", sagte der Luftfahrtexperte Cord Schellenberg. In der Regel bestehe aber auch die Möglichkeit umzubuchen. Startet eine Maschine aufgrund der Aschewolke verspätet, erhält der Passagier jedoch keine Entschädigung. "Es handelt sich um höhere Gewalt, die Fluggesellschaft trifft keine Schuld." Sollte eine Fluggesellschaft Alternativen anbieten, weil die Maschine nicht starten darf, müsse der Reisende zudem flexibel sein. Schellenberg: "Wenn dem Passagier etwa angeboten wird, mit dem Bus nach Berlin transportiert zu werden, um von dort aus zu fliegen, sollte er diese Alternative annehmen." Das sei aufgrund der besonderen Situation zumutbar.

Da jetzt noch nicht klar sei, wie lange die Aschewolke den Flugverkehr möglicherweise beeinträchtigt, rät der Luftfahrtexperte Fluggästen, die am Wochenende dringend verreisen müssen, sich vorsichtshalber einen Sitzplatz in einem Zug zu reservieren. Die Deutsche Bahn AG hat sich gestern noch nicht auf einen möglichen Ansturm eingestellt, der durch abgesagte Flüge ausgelöst werden könnte. "Wir beobachten die Lage genau", sagte eine Sprecherin in Hamburg. Sollte es zu ernsthaften Störungen im Luftverkehr kommen, werde die Bahn entsprechend reagieren.

Auch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) schaltete sich gestern in die Diskussion über ein Flugverbot ein. Er kündigte an, dass noch gestern Abend ein Messflugzeug starten sollte, das die Aschekonzentration untersucht. "Deutschland hat verbindliche Grenzwerte für Vulkanasche in der Luft. Alle Beteiligten haben eine verbindliche Grundlage, auf der sie schnell, zuverlässig und angemessen reagieren können", sagte Ramsauer. "Wir beobachten die Lage sehr genau. Dazu steht ein flächendeckendes Messnetz von 52 Stationen des Deutschen Wetterdienstes bereit." Der Bundesverkehrsminister hatte am Montag eine sogenannte Allgemeinverfügung in Kraft gesetzt, nach der ein Messwert von zwei Milligramm oder mehr zu einem grundsätzlichen Flugverbot führt. Asche in der Luft kann für Flugzeug-Triebwerke gefährlich werden.

Nach dem Ausbruch des Vulkans Grímsvötn vergangene Woche war bereits am Dienstag der Flugverkehr in Island, Norwegen, Dänemark, Schottland, England und Irland beeinträchtigt. Zahlreiche Flüge wurden gestrichen, einige wenige auch in Deutschland.