Junge aus Stade stirbt nach Benzin-Explosion in einer Autowerkstatt

Stade. Nur noch bis zum Freitag hätte das zweiwöchige Praktikum in der Autowerkstatt gedauert. Doch den Freitag erlebt der Stader Schüler Alexander K. nicht mehr. Er starb im Alter von nur 14 Jahren an den Folgen der schweren Brandverletzungen, die er sich bei einer Explosion in der Stader Werkstatt zugezogen hatte.

Nach dem Unfall am Montagmorgen hatte ein Rettungshubschrauber den Jungen in die Hamburger Spezialklinik Boberg geflogen. 90 Prozent seiner Haut waren verbrannt. Die Ärzte konnten ihm nicht mehr helfen. Er starb in der Nacht zum Dienstag. "Die Schwere der Verletzungen war so groß, dass die Überlebenschancen gleich null waren", sagt Helga Müller, Sprecherin des Boberger Krankenhauses. Ein 47-jähriger Mitarbeiter der Werkstatt, der bei dem Unfall ebenfalls verletzt wurde, werde zurzeit noch in Boberg behandelt. Dieser habe eine "überlebensfähige schwere Brandverletzung".

Die Stader Werkstatt, die in einem Gewerbegebiet liegt, ist mit einem Metallgitter abgesperrt. Blumen und Kerzen stehen davor. "Mit Gedanken bei Dir ..." steht auf einer kleinen Karte, die an einem Strauß Rosen befestigt ist. Die Umstände des Unglücks sind noch völlig ungeklärt.

Der Unfall passierte, als der 47-jährige Werkstattmitarbeiter den Tank eines Minibusses ausbaute, teilte die Stader Polizei mit. Der 14-Jährige habe sich in direkter Nähe befunden. Benzin sei aus dem Tank ausgelaufen, daraufhin habe sich ein Benzin-Luft-Gemisch in der Halle gebildet. Diese Gase seien explodiert, die Werkstatthalle stand sofort in Flammen.

Der 42 Jahre alte Inhaber der Werkstatt sowie zwei 21-jährige Mitarbeiter wurden laut Polizeiangaben nur leicht verletzt. Die Beteiligten seien aber "zurzeit nicht ansprechbar", sagte Rainer Bohmbach, Sprecher der Polizeiinspektion Stade. Die drei Werkstattmitarbeiter wurden am Montag ins Stader Elbe-Klinikum eingeliefert, weil sie Rauchgase eingeatmet und einen Schock erlitten hatten. Zwei von ihnen wurden laut Bohmbach bereits entlassen, einer werde noch behandelt.

"Die Ermittlungen werden mindestens noch eine Woche andauern. Wir müssen erst einmal herausfinden, wo der Zündfunke herkam. Dann wird sich zeigen, ob es eine persönliche Schuld gibt oder ob es sich um eine Verkettung unglücklicher Umstände handelt", sagte der Polizeisprecher.

In der Hauptschule am Hohenwedel, die Alexander K. besuchte, versucht man, auf das Unglück angemessen zu reagieren. Der Schulbetrieb geht weiter, aber die Praktika sind abgebrochen worden. Eine Schulpsychologin und ein Pastor betreuen die Schüler. "Der Vorfall ist für alle unvorstellbar. In den kommenden Tagen wird sich zeigen, wie gut die Schüler ihn verkraften", sagt der sichtlich mitgenommene Schulleiter Bernd Wilhelmi. Am Freitag werde in der Schule eine Andacht stattfinden.

Bleibt die Frage, warum sich ein 14-jähriger Schüler überhaupt in dem Bereich der Werkstatt aufhalten konnte, in dem der Unfall passierte. Während es in Hamburg eine Richtlinie für Schulpraktika gibt, nach der sich Schüler nicht in der Nähe von brennbaren oder explosiven Stoffen aufhalten dürfen, gibt es in Niedersachsen keine entsprechende Regelung.

Laut Manfred Janßen, schulfachlicher Dezernent bei der Niedersächsischen Landesschulbehörde, enthalte der Erlass für Berufsorientierung keine Hinweise, dass Schüler nicht an gefährlichen Orten eingesetzt werden dürfen. "Die Grundlage ist generell das Jugendarbeitsschutzgesetz."

Janßen hält es für denkbar, dass es in Niedersachsen jetzt eine Diskussion über Sicherheitsbedingungen für Betriebspraktika geben wird.