Frieda Biesenthal gibt mit 90 Jahren ihren Führerschein beim Lübecker Bürgermeister ab. 44 Jahre chauffierte sie Fahrgäste durch die Hansestadt.

Lübeck. Mit 90 Jahren hat Frieda Biesenthal endgültig genug vom Autofahren. Am Dienstag hat die Dame, die 44 Jahre lang Fahrgäste durch Lübeck chauffiert hat und damit älteste Taxifahrerin Deutschlands war, ihren Führerschein abgegeben.

Diese Entscheidung verdiene Respekt, gerade wenn man selbst mitunter daran erinnert werde, dass man nicht mehr der Allerjüngste sei, sagte Bürgermeister Bernd Saxe, 57, bei der Entgegennahme des Dokuments. Mit ihrer Entscheidung will Biesenthal auch anderen älteren Menschen ein Beispiel geben. Mit 90 sollte man nicht mehr hinterm Steuer sitzen, sagte sie.

Wie viele ältere Menschen sieht auch Biesenthal diesen Schritt mit einem lachenden und einem weinenden Auge. "Ich bin nicht mehr so gut zu Fuß, wie soll ich jetzt dreimal in der Woche zur Wassergymnastik kommen?", fragt sie sich. Doch andererseits müsse ja mal Schluss sein. "Außerdem ist mein Auto schon seit Monaten kaputt, und für ein neues habe ich kein Geld. Also werde ich in Zukunft den Bus nehmen."

Dass betagte Autofahrer ihren Führerschein freiwillig abgeben, ist eher die Ausnahme. Nach Angaben des Kraftfahrtbundesamts in Flensburg haben 754 Schleswig-Holsteiner im Jahr 2009 auf ihre Fahrerlaubnis verzichtet. In Hamburg entschlossen sich 246 Autofahrer zu diesem Schritt und in Niedersachsen 2792.

Frieda Biesenthal ist stolz darauf, sich in all den Jahren immer an die Verkehrsregeln gehalten zu haben. 1957 machte sie den Führerschein, 1960 den Taxischein. Damals fuhr sie einen BMW V8, der Liter Diesel kostete 46 Pfennig, und sie war Lübecks erste Taxifahrerin. Natürlich sei heute viel mehr los auf den Straßen, aber das habe sie nicht gestört, sagt sie.

Bis vor fünf Jahren steuerte Biesenthal Fahrgäste durch die Hansestadt. Dann lief ihr Taxischein ab, und sie hat ihn nicht verlängern lassen. "Obwohl ich die Prüfung als Beste bestanden hatte", betont sie. Doch sie sei die ständigen Sticheleien der jüngeren Kollegen leid gewesen. "Die haben behauptet, ich würde ihnen die Kunden wegnehmen. Doch ich war einfach freundlicher als viele andere", sagt sie und wirft den Kopf mit den adrett frisierten weißen Haaren kokett in den Nacken.