Stralsund. Stalin hat sie einst in der Barentssee aussetzen lassen, um seine eigene Bevölkerung zu ernähren: Kamtschatka-Krabben, die sich explosionsartig vermehren. Heute sind die bis zu zwei Meter breiten Tiere nach Norwegen vorgedrungen und verdrängen dort einheimische Arten. Drei von ihnen sind jetzt in Stralsund, im neuen Ozeaneum, Deutschlands größten vom Bund geförderten Museumsneubau, das schon weit über eine Million Besucher zählte.

Das drei Monate dauernde Verfahren, die Riesenkrabben zu präparieren, hat Volkhard Heller (39) selbst entwickelt. Die toten Tiere kommen von der Atlantikküste Mittelnorwegens, ein Hamburger Fischhändler hat sie Heller geliefert. Mit langen Nadeln fixiert Heller die Krabben auf einem Styroporpodest, spritzt ein Formalin-Alkoholgemisch in die Körper und legt sie drei Wochen in dieser Flüssigkeit ein. Die Chemikalie lässt die Eiweiße im Tier verhärten, ab jetzt behalten sie ihre modellierte Körperhaltung. Unter Vakuum gibt Heller sie dann in ein Polyethylenglykol-Bad. Zwei Monate lang entzieht das jeder Körperzelle ihre Flüssigkeiten und ersetzt sie durch den Kunststoff. So trocknet das Tier später nicht aus und schrumpft. Danach hat sich die Krabbe stark verfärbt: Mit einer Airbrush-Pistole bemalt Heller das Tier, erst eine weiße Grundierung, zeitweise ist sie ganz blau, mit Henna-Braun sprüht er sie violett. Auf die Spitzen des Panzers setzt er mit einem Pinsel dunkle Flecken und zieht die Augen nach. Ab Mai sollen die Krabben in Stralsund zu sehen sein. Heller ist Präparator aus Leidenschaft. Schon als Schüler wollte er tote Tiere erhalten - und hat Maulwürfe und Igel präpariert.