Einzigartiges Massengrab in Stralsund stammt aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges

Stralsund. Ein Massengrab mit zehn Skeletten aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) haben Archäologen in Stralsund entdeckt. Die Überreste lagerten auf einem 25 Quadratmeter großen Areal auf dem früheren Befestigungsgürtel südlich der Altstadt, wie Grabungsleiterin Marlies Konze sagte. Sie wurden gestern noch geborgen und zu Analysen an das Landesamt für Denkmalpflege gehen.

Nach Einschätzung der Archäologen sind die Funde landesweit einzigartig. "Es handelt sich nicht um reguläre christliche Bestattungen", sagte Konze. Während bei einer christlichen Bestattung der Blick der Toten nach Osten gerichtet ist, würden die Leichen mit den Köpfen sowohl in West- als auch in Süd- und Ostrichtung liegen.

Seit vergangenem Jahr wird auf einem 6000 Quadratmeter großen Areal gegraben. Eine Wohnungsbaugesellschaft will dort drei Mehrfamilienhäuser und eine Tiefgarage errichten.

Aufgrund von Beifunden wie Reste von Tonpfeifen und Keramik konnte das Grab mit den zehn Skeletten dem17. Jahrhundert zugeordnet werden. Seine Lage auf dem früheren Befestigungsring weist Konze zufolge möglicherweise auf ein Massengrab für Soldaten oder für Seuchentote hin.

Wie erst jetzt bekannt wurde, war im Herbst 2009 in unmittelbarer Nähe bereits ein Massengrab mit 25 Skeletten gefunden worden. Das Grab sei jünger und könne der Zeit des Nordischen Krieges im frühen 18. Jahrhundert zugeordnet werden. Funde wie Knöpfe und Musketenkugeln deuteten nach ersten Erkenntnissen darauf hin, dass es sich um Soldaten handelte. Sie könnten bei einer Schlacht während des Nordischen Krieges im Jahr 1715 gefallen und dort verscharrt worden sein.

Der Befestigungsring um Stralsund wurde im späten Mittelalter angelegt und bis ins 19. Jahrhundert ausgebaut. Vor allem während des Dreißigjährigen Krieges war die wegen ihrer Lage militärisch hoch interessante Stadt stark umkämpft. 1628 belagerte Wallenstein mit seinen kaiserlichen Truppen Stralsund, ohne die geschützte Stadt einnehmen zu können.