Bonn. In der früheren Bundeshauptstadt Bonn beschwört Bundespräsident Steinmeier den Gemeinschaftsgeist aller Demokraten. Von der „unaufgeregten Gelassenheit“ der Bonner Republik könne man lernen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat in einer Rede in Bonn an den Gemeinschaftsgeist der Demokraten appelliert. Die junge Bundesrepublik mit ihrer Hauptstadt Bonn könne hier als Vorbild dienen, sagte Steinmeier am Samstag bei einem „Fest der Demokratie“ zu 75 Jahren Grundgesetz in der früheren Bundeshauptstadt. „Es ging vielleicht eine - ich nenne das immer - unaufgeregte Gelassenheit von Bonn aus, und das hat dem Land gutgetan.“

Zwar habe es auch in jenen Jahren vor der Wiedervereinigung harte und härteste politische Auseinandersetzungen gegeben. „Aber“, so Steinmeier, „man war doch bei aller sachlichen, auch ideellen Gegnerschaft nie miteinander verfeindet - und sich, gerade angesichts der deutschen Teilung, in einem immer bewusst: diese junge Demokratie gemeinsam bewahren und schützen zu wollen. Und gerade in diesen Zeiten, in diesem Jahr 2024 mit Blick auf das, was vor uns steht in diesen Jahren und an Wahlen in diesem Jahr 2024, gerade in diesen Zeiten muss uns dieser Geist der Gemeinsamkeit der Demokraten mitten in allem Streit eine bleibende und immer neue Verpflichtung sein. Wir stehen jetzt in der Verantwortung, diese Gemeinsamkeit zu zeigen.“

Steinmeier erinnerte auch an die Bescheidenheit der Bonner Republik. So habe die Villa Hammerschmidt - der Amtssitz des Bundespräsidenten - „mit ihren im internationalen Vergleich fast zierlichen Ausmaßen so manchen Gast - und nicht nur aus dem Ausland - in Erstaunen versetzt“. Genauso sei es aber eben gewollt gewesen.

Bonn sei auch der Ort gewesen, an dem das Grundgesetz vor 75 Jahren vom Parlamentarischen Rat erarbeitet und verkündet worden sei: „ein Meisterwerk, das uns durch Höhen und Tiefen der Nachkriegsgeschichte getragen hat“. Die damaligen Anfänge der Bundesrepublik lägen gefühlt weit zurück, wenn man sich zum Beispiel auf alten Filmaufnahmen ansehe, wie der erste Bundespräsident Theodor Heuss kurz nach seiner Wahl im September 1949 auf dem Bonner Marktplatz eine Rede gehalten habe und dann alle das Kirchenlied „Großer Gott, wir loben dich!“ angestimmt hätten.

Im Vergleich dazu falle auf: „Obwohl uns viele Einzelheiten von damals so fremd und wie aus einer anderen Epoche zu stammen scheinen, so erscheint uns doch das Grundgesetz selber in seinem ursprünglichen Text, in der eleganten Klarheit seiner Formulierungen, noch immer sehr frisch und geradezu alterslos.“