Hannover (dpa/lni). Anstatt an einer Fortbildung teilzunehmen, trifft sich der Betriebsratsvorsitzende des Logistikunternehmens Amazon in Winsen/Luhe mit seiner Ex-Frau. Nun muss er gehen.

Die Entlassung des Betriebsratsvorsitzenden bei Amazon in Winsen/Luhe im Landkreis Harburg ist rechtens. Das Landesarbeitsgericht Hannover hat der Entscheidung des Arbeitsgerichts Lüneburg zugestimmt. Der Betriebsratsvorsitzende Detlev Börs war während eines Fortbildungskongresses in Bonn nach Düsseldorf gefahren, hatte stundenlang in einem Café gesessen und bei seiner Ex-Frau übernachtet. Amazon bezifferte die Kosten für Anreise, Übernachtung und Veranstaltungskosten auf mehr als 2000 Euro. Weil für Betriebsräte ein besonderer Kündigungsschutz gilt, muss der Rat der Kündigung des Leiters zustimmen. Weil er dies nicht tat, erstritt der Logistikkonzern die Zustimmung vor Gericht.

„Amazon hat in Winsen seit 2018 einen Betriebsrat. Wir arbeiten vertrauensvoll zusammen, müssen aber auf die Einhaltung der Regeln achten, die für alle Mitarbeitenden gleichermaßen gelten. Die Entscheidung, in Einzelfällen ein Arbeitsverhältnis aufzulösen, fällt uns dabei niemals leicht“, sagte ein Unternehmenssprecher am Montag. „Dass wir aber gute Gründe und Recht hatten, wurde uns gerichtlich bestätigt.“ Nach der Verhandlung in Hannover habe der Mitarbeiter einen Aufhebungsvertrag unterschrieben und man habe sich somit einvernehmlich getrennt. Seit diesem Monat sei er nicht mehr für den Konzern tätig.

Amazon hat in Winsen mehr als 1900 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Rund 100.000 Pakete verlassen das Werk täglich. Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi gibt es an verschiedenen Standorten immer wieder Auseinandersetzungen des Unternehmens mit Betriebsräten.