Langförden (dpa/lni). Noch ist die Grünkohlsaison nicht vorbei, doch manche Bauern ernten nicht mehr. Von den Ernteverlusten infolge des Wetters sind nicht nur Landwirte betroffen.

Die großen Niederschlagsmengen und die überschwemmten Felder in den vergangenen Monaten haben zu erheblichen Verlusten in der Grünkohlernte in Niedersachsen geführt. „Das Angebot ist deutlich reduziert“, sagte Erich Klug, Gemüsebauberater bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Noch werde in reduziertem Maße mit frischem Wintergemüse gehandelt. Aber die Qualität des Gemüses habe gelitten. Die Saison für die Frischware hatte Ende Oktober begonnen. „Der Grünkohl steht schon den ganzen Winter auf dem Feld, bei Regen, bei Sturm, bei tiefsten Temperaturen, die Qualität wird dadurch nicht besser“, sagte Klug.

Der Putzaufwand sei erheblich, es seien viele gelbe und braune Stellen an den Pflanzen. Grünkohl für den Frischmarkt wird per Handarbeit geerntet. „Die Aufbereitung wird immer intensiver. Die Ernte lohnt sich für viele Bauern nicht mehr“, sagte er. Wenn das Wetter mitspielt, kann nach Angaben der Kammer in der Regel die Ernte bis in den Februar andauern.

Die Ernte ist auch zeitaufwendiger als sonst

Arnd Eyting, Grünkohlbauer in Wiefelstede im Ammerland, will trotz der Wetterwidrigkeiten bis Gründonnerstag ernten, so wie es traditionell üblich ist. „Aber es ist nicht mehr viel Ertrag drin.“ Er habe in dieser Saison rund 30 Prozent weniger ernten können als sonst üblich, sagte Eyting. „Der Start war schon schwer. Seit August hat es ja praktisch nur noch geregnet.“ Der Grünkohl sei nicht so hoch gewachsen und habe nicht so viele Blätter gebildet wie sonst. Die Ernte sei auch zeitaufwendiger als sonst. Normalerweise würden die vollen Gemüsekästen mit dem Trecker vom Feld gebracht. Das ginge aufgrund der aufgeweichten Böden nicht. Die Kisten würden per Handkarren transportiert.

Auch Grünkohl-Verarbeiter betroffen

Betroffen von den Ernteverlusten ist auch der Grünkohl-Verarbeiter Elo-Frost in Vechta-Langfördern. „Wir haben eine angespannte Marktsituation“, sagte Geschäftsführer Henrik Witte. Zwischen 20 und 30 Prozent der Ware fehlten. Grund dafür sei zum einen die schlechtere Qualität des Gemüses. „Wir müssen in unseren Sortieranlagen sehr viel aussortieren“, sagte Witte. Manche Pflanzen seien auf dem Feld bei stauender Nässe auch schlicht verfault. Zudem seien Erntemaschinen auf den schlammigen Feldern nicht einsetzbar gewesen. Grünkohl für den Tiefkühlmarkt wird maschinell geerntet. Die fehlende Ware sei nicht durch Zukäufe etwa in den Niederlanden zu kompensieren gewesen, sagte Witte. Dort sei das Wintergemüse ebenfalls knapp. Für die tiefgekühlte Ware habe Elo-Frost bereits die Preise anheben müssen.

Gottfried Gerken aus Vechta-Langförden ist einer der Lieferenten von Elo-Frost. Den ersten Kohl erntete er bereits im August, den letzten kurz vor Weihnachten. Auch Gerken spricht von einem Ernteverlust von rund 30 Prozent. „Die Flächen sind wegen der starken Regenfälle nicht mehr befahrbar.“ Drei Wochen lang habe er gar nicht ernten können, sagte Gerken. Um den Verlust wettzumachen, habe er im Januar erneut versucht, mit den Maschinen auf die Felder zu fahren. Schließlich stehe der Grünkohl dort noch. Den Versuch habe er aber abbrechen müssen.

In der Saison 2022/23 bauten laut Statistischem Bundesamt 232 Betriebe in Niedersachsen auf knapp 400 Hektar Grünkohl an. Die Landwirte ernteten mehr als 6350 Tonnen - das war ein leichter Anstieg zum Vorjahr (6290 Tonnen). Zahlen für die aktuelle Saison liegen noch nicht vor.