Berlin. 2022 mussten Versicherungen mehr als eine halbe Milliarde Euro für Unwetterschäden in Niedersachsen zahlen. Dabei sind viele Menschen gar nicht versichert, wenn es zu Schäden durch Starkregen oder Überschwemmungen kommt.

In Niedersachsen sind im Jahr 2022 mehr als dreimal so viele Sturm- und Hagelschäden gemeldet worden wie im Vorjahr. Mit 66,8 Schadensmeldungen auf 1000 Wohngebäudeversicherungsverträge steht Niedersachsen damit auf Platz eins der bundesweiten Naturgefahrenbilanz, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mitteilte. Im Bundesdurchschnitt waren es 35,2 Meldungen. Schäden durch Naturgefahren wie Starkregen und Überschwemmungen wurden landesweit nur 2,9 Mal gemeldet - bezogen auf 1000 Sachversicherungsverträge mit Elementardeckung.

Von den insgesamt 539 Millionen Euro (2021: 277 Mio. Euro) für Unwetterschäden in Niedersachsen entfallen laut GDV 493 Millionen Euro auf die Sachversicherer für Schäden an Häusern, Hausrat, Gewerbe- und Industriebetrieben sowie 46 Millionen Euro auf die Kfz-Versicherung. Besonders eine Orkanserie im Februar 2022 hatte hohe Schäden verursacht.

In Niedersachsen sind laut GDV fast alle Wohnhäuser gegen Sturm und Hagel abgesichert, aber nur 32 Prozent gegen Elementarrisiken wie Starkregen und Hochwasser. Die GDV bietet online einen Naturgefahren-Check sowie einen Hochwasser-Check an, um herauszufinden, welche Schäden Unwetter in der Vergangenheit am eigenen Wohnort angerichtet haben.

In Deutschland summierten sich die Schäden infolge von Naturgefahren im vergangenen Jahr auf vier Milliarden Euro. „Im Vergleich zu 2021 mit der Flutkatastrophe im Ahrtal und NRW haben wir im letzten Jahr nur etwa ein Drittel der Schadensumme verzeichnet“, teilte der Verband mit. 2021 hatte sich die Schadensumme auf 12,7 Milliarden Euro belaufen.

Nach Angaben der Weltwetterorganisation (WMO) sind Wetterextreme wegen der von Menschen verursachten Erderwärmung häufiger geworden. Das Jahr 2022 sei mit starken Hitzewellen, Sonnenscheinrekorden und anhaltender Trockenheit in ganz Europa unter den wärmsten seit Messbeginn gewesen, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) im März mit. Neben Dürre gehörten Stark- und Dauerregen zu den Wetterextremen, die bei steigender Erwärmung häufiger auftreten könnten.

Laut Pariser Klimaabkommen wollen die Staaten die Erwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Niveau deutlich unter 2 Grad halten, möglichst aber bereits bei 1,5 Grad stoppen. Das 1,5-Grad-Ziel gilt als zunehmend unrealistisch. Der Weltklimarat (IPCC) rechnet mit seiner Überschreitung, falls nicht deutlich mehr für den Klimaschutz getan wird.

Im Land Bremen kamen im vergangenen Jahr 43,2 Schadensmeldungen wegen Sturm und Hagel auf 1000 Wohngebäudeversicherungsverträge (2021: 12,7). Auf 1000 Versicherungsverträge mit Elementardeckung kamen 2,7 Schadensmeldungen wegen Wetterextreme.