Hannover (dpa/lni). In Niedersachsen können immer weniger Kinder Fahrrad fahren, warnt etwa die Landesverkehrswacht. Die Entwicklung sei nicht neu, verschärfe sich aber immer weiter. Wo die Gründe dafür liegen.

In Niedersachsen können immer weniger Schulkinder Fahrrad fahren. Darauf machen die Landesverkehrswacht und der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) aufmerksam. Es handele sich dabei um ein bundesweites Phänomen, wie aus Studien hervorgehe. Das sei zwar nicht neu, verschärfe sich aber immer weiter.

Einer der Hauptgründe sei mangelnde Bewegung bei Kindern, sagt Susanne Osing, die bei der Landesverkehrswacht für den Kindergarten- und Grundschulbereich zuständig ist. Nur durch Bewegung würden Kinder lernen, ihren Körper einzuschätzen und sicher in ihren Bewegungen zu werden - und somit letztlich sichere Radfahrer und Radfahrerinnen. Genaue Zahlen zum Rückgang der jungen Fahrradfahrer gibt es allerdings nicht. Die Entwicklung sei aber bei der jährlichen Radfahrausbildung in den vierten Klassen eindeutig zu beobachten, sagte Osing.

Kindergärten und Schulen könnten die Zweirad-Ausbildung alleine nicht stemmen. Allein schon, weil die sehr langwierig ist. Was können Eltern also tun, um ihren Kindern zu helfen? Osing empfiehlt den Erziehenden, ihre Kinder früh auf das Laufrad zu bringen. Der nächste Schritt wären dann Roller mit dicken Gummireifen. Der Umstieg auf das Fahrrad sei dann nicht mehr so groß.

Die Radfahrausbildung und Verkehrserziehung in der Schule, die oft von den Verkehrswachten organisiert werden, seien deswegen aber keineswegs überflüssig. Auffrischungskurse in der fünften Klasse hält Osing etwa für sehr sinnvoll. Sie wurden ursprünglich eingeführt, weil wegen der Corona-Pandemie die übliche Fahrradausbildung in den vierten Klassen nicht stattfinden konnte.

Die zunehmenden Probleme beim Fahrradfahren seien seit der Jahrtausendwende zu beobachten, als unter anderem ganztägiges TV-Programm aufkam - und damit bewegungsarme Aktivitäten zunahmen. Ein großes Problem seien darüber hinaus auch die sogenannten Elterntaxis. Also Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto praktisch bis zum Eingang der Grundschule vorfahren. Zudem würden Spielflächen durch immer mehr parkende Autos eingenommen.

Für Kinder gehe so „Verkehrserlebnisraum verloren“, sagte Osing - entweder weil nicht auf der Straße gespielt werden könne oder weil der Schulweg nicht stattfinde.

Der ADFC-Vorsitzende Rüdiger Henze begrüßt deshalb Sperrzonen etwa vor Schulen. Denn: Gerade der Weg zur Grundschule sei der ideale Lernraum für Kinder. „Wann sollen sie es sonst lernen?“ Die Schulkinder seien dann im richtigen Alter, um Verkehrsgeschehen wahrzunehmen und das richtige Verhaltungen zu erlernen.