Hannover. Seit 2018 hatte Niedersachsen viele sehr trockene Perioden. Direkt gemerkt haben das die Landwirte, wenn etwa Getreide wegen Wassermangels nicht richtig wuchs. Da kam der Frühlingsregen zuletzt zur rechten Zeit - aber wie das Jahr wird, weiß noch niemand.

Nach den zuletzt oft sehr trockenen Jahren haben die jüngsten Regenfälle in vielen Regionen Niedersachsens die Böden wieder mit Feuchtigkeit aufgefüllt. Das seien gute Startbedingungen für die Landwirtschaft, sagte Ekkehard Fricke von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Hannover.

Fricke verwies auf den Bodenfeuchteviewer des Deutschen Wetterdienstes, wonach für die meisten Regionen in Niedersachsen die Böden bis zu einer Tiefe von einem Meter gut mit Wasser aufgefüllt seien. Ausnahmen gebe es noch in kleineren Gebieten in Südniedersachsen, etwa südlich von Braunschweig zwischen Northeim und Göttingen gebe es einzelne Flächen, wo die Unterböden noch nicht aufgefüllt seien.

Wegen der fehlenden Niederschläge in den vergangenen Jahren habe es massive Wasserdefizite in den Unterböden gegeben, sagte Fricke. Wegen des ausbleibenden Regens sei Wasser nicht wieder aufgefüllt worden. In diesem Jahr sei hingegen schon ein Drittel des Jahresniederschlags in den ersten drei Monaten gefallen. „Das ist natürlich super, weil das mehr ist als der Durchschnitt“, sagte Fricke. Der reichhaltige Regen habe auch schon wieder zur Grundwasserneubildung beigetragen: Das Wasser, das unterhalb der durchwurzelten Bereiche weiter nach unten laufe, erreiche schließlich die grundwasserführenden Schichten. „In Niedersachsen ist die Situation, was die Grundwasserneubildung angeht, im Moment gut“, sagte Fricke.

Aber schon im östlichen Nachbarland sehe die Situation schon anders aus. Dort gebe es in einer Tiefe von 80 Zentimetern noch große Regionen, die nicht aufgefüllt seien. Das hänge mit der Qualität der Böden zusammen: Bei guten, schweren Böden dauere es länger, bis das Regenwasser in tiefere Schichten durchsickere.

Die meisten Landwirte seien daher in diesem Jahr in einer guten Ausgangslage, um die Felder zu bestellen. Allerdings wisse niemand, wie sich das Wetter im Jahr weiter entwickele. „Es kann sein, dass es drei Monate lang nicht regnet, dann haben wir wieder ein Problem“, sagte Fricke.

Für das Grundwassermonitoring in Niedersachsen ist der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) zuständig. Belastbare Aussagen zur Grundwasserneubildung in diesem Jahr könnten noch nicht gemacht werden, sagte ein Sprecher. Es gebe noch nicht ausreichend Daten. „Erst wenn die Datenreihen für das hydrologische Jahr 2022/2023 vollständig vorliegen, werden wir sehen, ob und in welchem Umfang sich die Niederschläge der vergangenen Wochen auf die Situation des Grundwassers ausgewirkt haben“, sagte er.

Zuletzt hatten die Trockenjahre 2018 und 2019 in Niedersachsen zu einem deutlichen Rückgang der Grundwasserstände geführt. In vielen Messstellen wurden laut NLWKN neue Tiefststände im Vergleich zu den vorangegangenen 30 Jahren erreicht. Auch wenn in den Folgejahren sich Verbesserungen abzeichneten, war die Grundwassersituation regional sehr unterschiedlich.