Niedersachsen

Gestohlene Alpakas geschlachtet – Züchterin unter Schock

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Mr. Grey wurde sechs Monate alt, bevor er geschlachtet wurde.

Mr. Grey wurde sechs Monate alt, bevor er geschlachtet wurde.

Foto: Christina Klövekorn

Mitte Februar wurden zwei Fohlen aus dem Stall einer Farm gestohlen und professionell zerlegt. Nur warum?

Emstek/Hamburg.  Christina Klövekorn, sie betreibt mit ihrem Ehemann Andreas die Zuchtfarm „Herzog-Alpakas“ in Emstek (Oldenburger Münsterland), hatte lange Hoffnung, ihre beiden Lieblinge lebendig wiederzusehen – doch die Hoffnung schwand nach und nach.

Am vergangenen Sonnabend verschwand sie vollends. Da erhielten die Klövekorns traurige Gewissheit: Die beiden vor gut einem Monat aus dem Stall ihrer Zuchtfarm gestohlenen Alpaka-Fohlen Top Secret und Mr. Grey sind tot – sie wurden geschlachtet und professionell ausgenommen. Am Sonnabendmorgen hatten Umweltaktivisten ihre Überreste in einem Waldstück im nahe gelegenen Garrel entdeckt.

Chefin der Alpaka-Zucht: „Wir sind schockiert!“

„Wer macht so etwas?“, sagt die Chefin der Alpaka-Zucht. 50 Tiere lebten dort bis vor wenigen Wochen – jetzt, mit dem Verlust der beiden Nesthäkchen, sind es nur noch 48. „Wir sind schockiert, und wir sind unendlich traurig“, so Klövekorn zum Abendblatt.

Die beiden Alpakas waren Mitte Februar aus einem Stall, der auf einer umzäunten Weide steht, gestohlen worden. Wer auch immer zur Tat schritt, ging überlegt und professionell vor.

So deaktivierten die Täter vor dem Diebstahl die Überwachungskamera. Als sie am Morgen danach die Tiere füttern wollte, sei ihr gleich aufgefallen, dass die Tür verbogen und nicht wie üblich verschlossen gewesen sei, so Klövekorn.

22 Alpakas seien dort untergebracht gewesen. Top Secret und Mr. Grey, beide erst vor rund sechs Monaten zur Welt gekommen, seien die leichtesten gewesen. „Ich sah sofort, dass die beiden Fohlen fehlten“, sagt Klövekorn. In den sozialen Netzwerken und in der örtlichen Presse hatten die Klövekorns um Hilfe bei der Suche nach den Jungtieren gebeten – am Ende vergebens. Am Sonnabendmorgen wurden ihre Kadaver, so die Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta, während einer Umweltsäuberungsaktion in dem abgelegenen Waldstück entdeckt. Unweit davon wurde eine Tüte mit Innereien gefunden.

Alpakas hatten einen Wert von 12.000 Euro

Top Secret, das hellbraune Weibchen, und Mr. Grey, das silbergraue Männchen, hatten einen Wert von 12.000 Euro, so Klövekorn. Eins hatten die Jungtiere mit dem wuscheligen Fell aber nicht: viel Fleisch auf den Knochen. „Mir ist es ein völliges Rätsel, warum der oder die Täter es auf das Fleisch abgesehen hatten.“ Höchstens fünf Kilogramm Fleisch dürften nach der Schlachtung der Tiere übrig geblieben sein.

Und so professionell wie sie zerlegt wurden, müsse es sich um einen professionellen Schlachter handeln. „Jemand, der das täglich macht“, sagt Klövekorn. In der näheren Umgebung befänden sich viele Schlachtbetriebe. Das wertvolle Fell hingegen sei zurückgelassen worden.

Die eigentliche Frage sei, wer solche Tiere isst. In Deutschland stehen sie jedenfalls nicht auf dem Speiseplan, in ihren südamerikanischen Herkunftsländern hingegen schon. Die Alpakas von der Farm in Emstek würden für die Zucht im Betrieb benötigt oder an andere Züchter weiterverkauft, so Klövekorn. Einige landeten auch im „Freizeitbereich“ und kämen mitunter als „Rasenmäher“ auf vier Beinen zum Einsatz. „Aber gegessen werden die hierzulande definitiv nicht“, sagt Klövekorn.

„Wir verstehen nicht, was für Monster so was getan haben“

Auf Facebook machte die Betreiber-Familie der Alpaka-Zucht ihrem Unmut und ihrer Trauer Luft. Man hoffe inständig, dass die Täter ihre „gerechte Strafe“ erhalten, heißt es da. Und weiter: „Unsere Herzen sind gebrochen. Wir verstehen nicht, was für Monster so was getan haben. Ich hoffe, ihr musstest wenigstens nicht allzu stark leiden.“

Strafrechtlich ist das Thema noch lange nicht abgeschlossen. „Zeugen, die sachdienliche Angaben dazu machen können, wann und wie die Überreste an die Fundörtlichkeit gelangt sind, oder die Angaben zum Verbleib des Fleisches machen können, werden gebeten, sich an die Polizei in Cloppenburg oder Garrel zu wenden“, sagt Polizeisprecherin Simone Buse.