Braunschweig/Bremen (dpa/lni). Die Warenhauskette Galeria kündigt Einschnitte ins Filialnetz an. In Bremen und vier Standorten Niedersachsens werden wohl Hunderte ihren Arbeitsplatz verlieren. In anderen Kommunen lebt die Hoffnung auf einen Publikumsmagneten in der Innenstadt weiter.

Die Ankündigung ist die befürchtete Schreckensnachricht für einige Innenstädte im Nordwesten: Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof schließt Standorte in Celle, Braunschweig, Hildesheim und Oldenburg. Auch die Bremer Filiale steht auf einer Liste mit bundesweit 52 betroffenen Warenhäusern, die der Konzern am Montag veröffentlichte. 77 Standorte will das Unternehmen in den kommenden drei Jahren modernisieren, darunter Goslar, Göttingen, Hannover und Lüneburg.

Der Konzern plant nach eigenen Angaben, Filialen in zwei Wellen zu schließen. Demnach ist in Celle am 30. Juni Schluss. Braunschweig, Hildesheim, Oldenburg und Bremen müssen sich auf ein Ende zum 31. Januar einstellen. „Das ist zweifellos heute für uns alle ein schwerer Tag“, sagte der Galeria-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz. Die betroffenen Warenhäuser könnten angesichts der volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der lokalen Gegebenheiten nicht fortgeführt werden.

Das Unternehmen sprach von mehr als 4000 Betroffenen. Sie sollen das Angebot erhalten, in eine Transfergesellschaft zu wechseln, um sich für eine neue Stelle zu qualifizieren. Nach Angaben des Gesamtbetriebsrats werden im Zuge des Insolvenzverfahrens „weit über 5000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz verlieren“. Es würden nicht nur Stellen in den Schließungsfilialen wegfallen. Geplant seien auch Flächenreduzierungen und ein Personalabbau in den verbleibenden Häusern und in den Zentralfunktionen.

Es ist der zweite Versuch, den Handelsriesen durch ein Schutzschirmverfahren auf Erfolgskurs zu bringen. Ein erster Anlauf, der 2020 während des ersten Corona-Lockdowns gestartet worden war, hatte dem Unternehmen trotz der Schließung von rund 40 Filialen, dem Abbau von etwa 4000 Stellen und der Streichung von mehr als zwei Milliarden Euro Schulden nur vorübergehende Entlastung gebracht.

Für Verdi handelt es sich um einen „Schlag ins Gesicht“ der Betroffenen. „Nach mehr als 18 Jahren der Sanierung und des damit verbundenen Gehaltsverzichts stehen die Existenzen von mehr als 630 Beschäftigten auf dem Spiel“, kritisierte der Gewerkschaftsbezirk Niedersachsen-Bremen. Verdi kündigte an, alle Betroffenen zu unterstützen und für den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze zu kämpfen.

Ganz aufgeben will auch der Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte nicht. „Ich bedauere sehr, dass es bislang keine Einigung zwischen den Eigentümern des Warenhauskonzerns und der Immobilie gegeben hat“, sagte der SPD-Politiker. Der Senat stehe zur Unterstützung bereit. Eine Schließung müsse verhindert werden. Hinsichtlich der Umsätze sei er überlebensfähig.

Braunschweigs Oberbürgermeister Thorsten Kornblum sprach vom Ende einer Ära. In den vergangenen Jahren waren in der zweitgrößten Stadt des Landes bereits zwei Standorte geschlossen worden. Die Eigentümerin der Immobilie stehe nun vor der Herausforderung, Nutzungsszenarien zu entwickeln und diese Immobilie zukunftsfähig aufzustellen.