Bremen (dpa/lni). Er ist Werders Lebensversicherung und größte Wertanlage zugleich: Niclas Füllkrug schießt beim 2:1 gegen Wolfsburg beide Tore und wischt danach alle Transfer-Gerüchte so gut wie vom Tisch.

Noch bis Dienstag können Spieler der Fußball-Bundesliga von einem Club zum anderen wechseln. Aber schon seit Samstagabend wissen die Fans von Werder Bremen nun, dass ihr wichtigster Spieler das zumindest in diesem Winter nicht mehr vorhat. „Es sind noch drei Tage. Ich glaube nicht, dass da jetzt noch etwas passiert“, sagte Niclas Füllkrug nach seinen beiden Treffern zum so wichtigen wie unerwarteten 2:1 (1:0)-Sieg gegen den VfL Wolfsburg. Alle Transfer-Spekulationen der vergangenen Wochen wischte der Nationalstürmer damit größtenteils vom Tisch.

Im Alter von 29 Jahren ist Füllkrug in den vergangenen Monaten zum Nationalspieler, aktuell besten Torschützen der Bundesliga und zum größten deutschen Lichtblick bei der WM in Katar aufgestiegen. Dass er in der Winterpause die folgerichtigen Anfragen anderer Clubs erhielt, räumte der Angreifer nach dem Wolfsburg-Spiel auch erstmals öffentlich ein.

Aber: „Alles, was kam, wurde in erster Instanz von mir abgelehnt. Ich habe es nicht an Werder herangelassen“, sagte Füllkrug. Die sportliche und finanzielle Verbesserung, die ihm offenbar vorschwebt, war noch nicht darunter. In einem Bericht der „Sport Bild“ war zuletzt von einem Interesse von Borussia Mönchengladbach, 1899 Hoffenheim und des englischen Abstiegskandidaten FC Everton die Rede.

Seinen Vertrag mit den Bremern hatte Füllkrug erst im vergangenen Sommer bis 2025 verlängert. Sein steiler Aufstieg bringt ihn und den Club nun in eine pikante Situation. Denn Füllkrug ist für Werder eine sportliche Lebensversicherung und die größte Wertanlage zugleich.

Gegen Wolfsburg erzielte er per Handelfmeter (24. Minute) und nach kluger Ablage von Mitchell Weiser (77.) seine Saisontore 12 und 13. Beinahe die Hälfte aller Bremer Treffer seit dem Wiederaufstieg (29) gehen damit auf sein Konto. Vor dem starken Auftritt am Samstag hatte Werder viermal nacheinander verloren. Der Vorsprung auf den Relegationsplatz schmolz bis auf fünf Punkte zusammen. In so einer Situation verkauft normalerweise kein Club seinen wichtigsten Spieler.

Auf der anderen Seite haben die Bremer gerade die Corona-Krise und ein Jahr in der zweiten Liga hinter sich. Beides kostete den Club viel Geld. Und einen zweiten Spieler neben Füllkrug, mit dem sich ein zweistelliger Millionenbetrag verdienen ließe, hat Werder aktuell nicht im Kader.

Werder Bremen sei „ein Wirtschaftsunternehmen“, sagte der Stürmer. „Wenn ein Verein so viel Not am Mann hat, dass er eine Summe hinlegt, bei der man nicht Nein sagen kann, dann muss das ein Verein wie Werder einfach machen.“ Er rechne nur in diesem Winter nicht mehr damit. Vieles spricht dafür, dass das im Sommer dann anders aussehen wird.

Bis dahin gibt es für die Bremer nur ein Ziel: In der Bundesliga zu bleiben. Den Sieg gegen Wolfsburg nannte Trainer Ole Werner einen „sehr wichtigen Schritt“, auch weil er zeigte, was Werder in schwierigen Situation von Mitkonkurrenten wie Hertha BSC oder dem nächsten Gegner VfB Stuttgart unterscheidet: Die Ruhe zu bewahren. Ganz bei sich zu bleiben, das Mantra von Werner.

Die Bremer warfen Aufstellung und Spielstil nicht etwa über den Haufen nach dem 1:7 in Köln und dem 1:2 gegen Union Berlin. Sie behielten ihren mutigen und offensiven Ansatz mit nur noch mehr Einsatz und Überzeugung bei. „Ich bin sehr stolz“, sagte Füllkrug, der zu keiner Zeit so klang, als müsste man ihn an einem Torpfosten des Wohninvest Weserstadions festbinden, damit er bleibt. „Ich bin gerne hier. Ich versuche das hier mit anzupacken.“