Bremen. Vier Bremer Niederlagen in Serie, sechs Wolfsburger Siege: Das war die Ausgangslage vor dem Nordduell der Bundesliga. Am Ende siegte der Außenseiter völlig verdient.

Werder Bremen hat in der Fußball-Bundesliga überraschend die Siegesserie des VfL Wolfsburg beendet. Nach vier Niederlagen am Stück gewann der Aufsteiger dieses vermeintlich so ungleiche Nordduell am Samstag mit 2:1 (1:0).

Nationalstürmer Niclas Füllkrug schoss vor 41.000 Zuschauern im Weserstadion seine Saisontore 12 und 13. In der 24. Minute verwandelte er einen umstrittenen Handelfmeter. In der 77. Minute traf er nach kluger Ablage von Mitchell Weiser aus kurzer Distanz. Werder brachte damit wieder einen komfortablen Abstand von acht Punkten zwischen sich und den Relegationsplatz. Das 1:2 durch Kevin Paredes fiel erst in der 90. Minute.

Die Wolfsburger hatten zuvor sechs Spiele in Serie mit einem Torverhältnis von 22:1 gewonnen. Selbst ein Unentschieden in Bremen hätte die Einstellung eines Vereinsrekordes aus dem Meisterjahr 2009 bedeutet, als der VfL unter Felix Magath elf Bundesliga-Spiele nacheinander ungeschlagen blieb.

Doch jene Energie und Unerbittlichkeit, die zuletzt die Mannschaft von Niko Kovac so stark gemacht hatte, zeigten diesmal vor allem die Bremer.

Mit beiden Stürmern und zumeist gleich zwei nachrückenden Mittelfeldspielern attackierte Werder den Wolfsburger Spielaufbau schon früh. Das 1:7 in Köln und die Heimniederlage gegen Union Berlin am vergangenen Mittwoch hatte in Bremen zwar die Diskussion entfacht, ob der offensive Spielstil und dieses frühe Stören mittlerweile zu ausrechenbar sei und der Mannschaft von Ole Werner eine alternative Strategie fehle. Die Antwort darauf war jedoch, an diesem Plan mit einer noch größeren Überzeugung festzuhalten.

Für den verdienten Führungstreffer brauchte Werder jedoch die Unterstützung des Videoschiedsrichters. Wolfsburgs Yannick Gerhardt bekam den Ball im eigenen Strafraum aus kurzer Distanz an den nur leicht abgespreizten Arm geschossen und WM-Schiedsrichter Daniel Siebert aus Berlin ließ das Spiel auch zunächst weiterlaufen. Er bekam jedoch einen Hinweis seines Assistenten in Köln, schaute sich die Szene noch einmal am eigenen Bildschirm an - und entschied dann auf Strafstoß.

Eine Bilanz von 10:2 Torschüssen zur Pause zeigt, dass Werder sich für diese Führung nicht zu schämen brauchte. Aber auch der VfL war bei seinen wenigen zu Ende gespielten Angriffen stets gefährlich. Ein Kopfballtor von Jonas Wind zählte wegen einer knappen Abseitsstellung des Vorarbeiters Patrick Wimmer nicht (31.). Ein Schuss von Mattias Svanberg traf nur die Latte (35.).

Trotzdem fehlte Kovac von Beginn an die Intensität der vergangenen Spiele. Schon nach einer Viertelstunde ermahnte er seine Spieler deshalb lautstark von der Seitenlinie aus. Zu Beginn der zweiten Halbzeit wechselte er mit Omar Marmoush und Josuha Guilavogui gleich zwei neue Spieler ein.

Die Hereinnahme des spielintelligenten Guilavogui sowie die Umstellung auf ein 4-2-3-1-System mit zwei Absicherungen im Mittelfeld brachte dem VfL zwar mehr Spielkontrolle. Dafür blieb die erfolgreichste Offensive des neuen Bundesliga-Jahres nach der Pause aber erstaunlich harmlos.

Nach elf Toren in den vergangenen beiden Spielen landeten Wolfsburger Flanken diesmal fast immer beim Gegner oder liefen sich Angreifer wie Marmoush im Strafraum fest. Werder verteidigte den eigenen Strafraum mit viel Leidenschaft und war mit seinen Kontern gefährlicher als die zumeist hektischen und unpräzisen Angriffsbemühungen des VfL.