Hannover (dpa/lni). Die Zahl der bedürftigen Menschen in Niedersachsen steigt - viele von ihnen sind auf Lebensmittelspenden angewiesen. Die Tafeln stellen sich auf eine wachsende Zahl an Kunden ein und wollen sich mit Unterstützung der Landesregierung darauf vorbereiten.

Angesichts der massiv gestiegenen Zahl von Hilfsbedürftigen sind die Tafeln in Niedersachsen und Bremen auf der Suche nach weiteren ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Nach Schätzungen kommen in beiden Ländern zwischen 30 bis 50 Prozent mehr Menschen, um gespendete Lebensmittel abzuholen. „Weil wir mehr Kundschaft haben, brauchen wir auch mehr Arbeitskräfte“, sagte der Landesvorsitzende der Tafeln für Niedersachsen und Bremen, Uwe Lampe, am Sonntag in Springe bei Hannover. Er spricht für die 107 Tafeln in Niedersachsen und Bremen.

Um Ehrenamtliche zu finden, startet im kommenden Jahr eine großangelegte Werbekampagne mit Plakaten in Lebensmittelgeschäften - dafür hat der Verband 50.000 Euro vom Land Niedersachsen erhalten.

Darüber hinaus sollen laut Lampe mit finanzieller Unterstützung der niedersächsischen Landesregierung zwei Logistikzentren entstehen, eins im nordwestlichen Niedersachsen und eins in der Region Hannover. Hier soll vor allem von Herstellern gespendete Ware angeliefert, gelagert und weiterverteilt werden. „Wir suchen etwas zum Anmieten und sind auf die Mithilfe von Gewerbetreibenden angewiesen“, sagte der Landeschef der Tafeln.

Wegen des großen Ansturms hatten einzelne Tafeln im Land in diesem Jahr bereits Aufnahmestopps verhängt. Auch von Streitigkeiten in den oft langen Schlangen vor den Ausgabestellen wurde berichtet. „Es kann zu Konflikten führen, wenn empfunden wird, dass weniger Ware ausgegeben wird und mehr Kunden anstehen“, sagte Lampe. Bei ihrer Mitgliederversammlung am Samstag tauschten sich die Tafel-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter auch über Strategien zur Konfliktbewältigung aus. Dazu hatte der Verband ein Deeskalations-Seminar bei der Polizeiakademie Niedersachsen in Nienburg angeboten.

Besonders im Frühjahr waren manche Tafeln in Niedersachsen förmlich überrannt worden, weil aus der Ukraine geflüchtete Frauen und Kinder hinzukamen. Daneben wächst die Zahl der Schutzsuchenden aus anderen Ländern kontinuierlich. Viele Menschen, die bereits 2015/2016 nach Deutschland geflüchtet sind, kommen laut Lampe weiterhin zu den Tafeln. In der gesamten Bevölkerung steigt das Armutsrisiko durch die Inflation und steigende Energiepreise.

Bundesweit zählt der Dachverband der Tafeln mehr als zwei Millionen Kundinnen und Kunden - darunter Menschen in der Grundsicherung, Alleinerziehende, Rentner, Geflüchtete, Obdachlose und Bedürftige aus dem Niedriglohn-Sektor.