Hannover/Bremen (dpa/lni). In Niedersachsen scheint die Herbstbelebung auf dem Arbeitsmarkt nicht so weit zu tragen wie üblich. Etwas mehr Menschen suchen einen Job als noch im Oktober. Ein Faktor spielt eine besondere Rolle.

Auf dem niedersächsischen Arbeitsmarkt hat sich die Entspannung vom Beginn des Herbstes nicht fortgesetzt. Verglichen mit dem Vorjahr gilt die Situation aber nach wie vor als relativ stabil. Unter anderem die Erfassung weiterer Geflüchteter aus der Ukraine führte dazu, dass die Zahl der registrierten Menschen ohne Job bis Mitte November leicht um 0,3 Prozent auf rund 235.000 zunahm. Dies teilte die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit (BA) am Mittwoch in Hannover mit. Auf die Quote hatte dieser geringe Effekt keine Auswirkungen, sie stand wie im Oktober bei 5,4 Prozent.

Typischerweise wird nach dem Sommer ein Rückgang der Arbeitslosenzahl beobachtet. Diese Entwicklung ist üblich für die Saison, denn nach dem Beginn des neuen Ausbildungsjahres finden viele junge Menschen noch mit Verzögerung eine Lehrstelle oder eine Anstellung nach einer abgeschlossenen Ausbildung. Während der vergangenen zwei Monate war die Arbeitslosigkeit in Niedersachsen auch insgesamt zurückgegangen - im November war dies jedoch nicht mehr so.

Einen Einfluss auf die Statistik hätten beispielsweise Geflüchtete, die nun auch in Deutschland eine Beschäftigung suchen, erläuterte die BA. Im Oktober waren in den niedersächsischen Kommunen rund 21.500 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet, in Bremen knapp 2600. Zu mehr als 70 Prozent waren dies Frauen. Schwierigkeiten bei der Vermittlung bildeten weiterhin sprachliche Barrieren, aber auch eine ungesicherte Kinderbetreuung.

Auf dem Bremer Arbeitsmarkt blieb es bei der herbsttypischen positiven Entwicklung - wenn auch abgeschwächt. Die Zahl der Arbeitslosen im kleinsten Bundesland sank bis Mitte November verglichen mit dem Vormonat um 1,4 Prozent auf etwa 37.100. Die Quote fiel damit im Vergleich zum Oktober um 0,1 Punkte auf 10,2 Prozent.

Zu spüren ist nach Einschätzung der Behörde im mehrmonatigen Rückblick und bei durchschnittlicher Betrachtung „eine Erholung nach den Pandemie-Effekten“. Über das gesamte letzte Jahr gesehen habe es 6,8 Prozent weniger Arbeitslose in Niedersachsen gegeben. In der Frühphase der Corona-Krise hatten viele Betriebe in großem Umfang Kurzarbeit anmelden oder Stellen abbauen müssen.

Dass die Situation insgesamt angespannt bleibt, zeigt der Vergleich zum Vorjahresmonat. Im Vergleich zu November 2021 waren in Niedersachsen 8 Prozent mehr Menschen offiziell als arbeitslos gemeldet. In Bremen waren es 2,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Außerdem wurden zuletzt weniger freie Stellen angezeigt. BA-Regionalchef Johannes Pfeiffer wies auch auf Probleme bei der Integration Schwerbehinderter in Niedersachsen hin. Dies bedeute eine verpasste Chance im Kampf gegen den Fachkräftemangel.