Hannover (dpa/lni). Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens will mit gutem Beispiel vorangehen und lässt sich gegen Grippe impfen. Derzeit werden schon vergleichsweise viele Influenza-Fälle registriert. Wie sieht es mit der Immunität in der Bevölkerung aus?

In den vergangenen beiden Wintern spielte die Grippe kaum eine Rolle, in diesem Jahr beobachten Ärzte einen ungewöhnlich frühen Anstieg der Influenza-Fälle. „Die Grippewelle hat begonnen“, sagte Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens am Dienstag in Hannover. Es sei wichtig, dass insbesondere Risikopatientinnen und -patienten, über 60-Jährige sowie Beschäftigte im medizinisch-pflegerischen Bereich sich mit einer Impfung schützten. Die SPD-Politikerin erhielt im Niedersächsischen Landesgesundheitsamt (NLGA) selbst die Grippeschutzimpfung. Sie wolle damit Vorbild sein, sagte Behrens.

In den vergangenen beiden Jahren war die Grippesaison laut NLGA quasi ausgefallen. In dieser Zeit hätten die Menschen auch keine Immunität aufbauen können, das Risiko für eine Influenza-Erkrankung sei deshalb in diesem Herbst und Winter höher als in den Jahren vor der Corona-Pandemie, sagte NLGA-Präsident Fabian Feil. Dies spiegele auch der am Dienstag erschienene neue Wochenbericht wider.

Insgesamt wurden seit Anfang Oktober landesweit bereits 676 Influenza-Fälle registriert - vor der Pandemie waren es in diesem Zeitraum laut NLGA in der Regel nur 10 bis 15 Nachweise. Für den Wochenbericht senden ausgewählte niedersächsische Arztpraxen Proben ihrer Patienten ein. Sind über 20 Prozent der Proben Influenza-positiv, wird das als Beginn einer Grippe-Epidemie gewertet. In der Woche bis zum 20. November 2022 waren in Niedersachsen 30 Prozent der Proben positiv, weshalb man von einer Grippewelle sprechen kann.

„Da wir nur einen Ausschnitt sehen, ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen“, sagte Feil. Die Impfung, aber auch die AHA-Regeln (Abstand halten, Maske tragen, Hygiene beachten) könnten vor einer Erkrankung schützen.

Jetzt sei der richtige Zeitpunkt, sich impfen zu lassen, betonte Jörg Berling, stellvertretender Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN). Grippewellen vor der Pandemie hatten oft erst im Februar oder März ihren Höhepunkt erreicht. Für die niedersächsischen Arztpraxen wurden diesmal insgesamt 2,3 Millionen Impfdosen bestellt. „Wir haben genügend Impfstoff da“, sagte Ministerin Behrens. Die Politikerin erhielt den schützenden Pieks von Berling, während NLGA-Präsident Feil ein Werbeplakat für die Grippeschutzimpfung präsentierte.

Ihren Impfausweis hatte die Ministerin vergessen - so wie es laut Berling vielen Patientinnen und Patienten passiert. „Wir benötigen dringend einen digitalen Impfausweis“, sagte der Mediziner von der KVN.

Das Robert Koch-Institut (RKI) hatte bereits am 9. November den Beginn der Grippewelle für ganz Deutschland mitgeteilt. Vor zwei Wochen kamen besonders viele Meldungen aus Bayern und Nordrhein-Westfalen. Die jährliche Grippewelle begann in den Jahren vor Corona laut RKI meist im Januar und dauerte drei bis vier Monate. Das RKI und andere Fachleute betonen, dass sich der Verlauf in der Saison 2022/2023 nicht vorhersagen lasse.