Lamspringe (dpa/lni). Der Angriff auf die Ukraine und die damit verbundenen Folgen haben die Bedeutung erneuerbarer Energien verstärkt. Für ihre Nutzung, braucht es viele Stromleitungen. In Südniedersachsen hat nun eine neue Stromtrasse eine wichtige Hürde genommen.

Niedersachsens Energieminister Olaf Lies (SPD) hat die ersten 105 Kilometer einer neuen Stromtrasse offiziell in Betrieb genommen. Die Höchstspannungsleitung reicht von Wahle bei Braunschweig bis Hardegsen bei Göttingen und beliefert Südniedersachsen vorwiegend mit Strom aus Windkraftwerken. Die neue Trasse sei ein wichtiger Beitrag zur Versorgungssicherheit der Region, teilte der Netzbetreiber Tennet mit.

Nach vollständiger Fertigstellung soll die größtenteils oberirdisch verlaufende 380-Kilovolt-Leitung bis nach Mecklar in der Nähe von Bad Hersfeld (Hessen) reichen. Sie soll auf 230 Kilometern Länge Windstrom von Nord- nach Süddeutschland transportieren. In Niedersachsen wurden bisher 237 Strommasten aufgebaut.

«Die Teilinbetriebnahme von Wahle - Mecklar kommt in diesen herausfordernden Zeiten als positives Signal zur richtigen Zeit», sagte Lies bei einer Pressekonferenz an einem neuen Umspannwerk in Lamspringe (Landkreis Hildesheim). Die Auswirkungen des fürchterlichen Angriffskrieges auf die Ukraine würden deutlich zeigen, wie wichtig eine sichere und vor allem unabhängige Stromversorgung für Deutschland ist.

Die Bauarbeiten für die neue Stromtrasse begannen 2018, Ende 2024 sollen sie abgeschlossen sein. Das Bauprojekt zählt laut Tennet zu den wichtigsten des Unternehmens. Es schließt auch ein Pumpspeicherkraftwerk in Erzhausen (Landkreis Northeim) an das 380-Kilovolt-Netz an.

Es ist zudem eines von vier Pilotprojekten, bei denen Höchstspannungskabel mit Wechselstrom unter der Erde verlegt werden. Unter anderem ist ein 13 Kilometer langer Abschnitt die bislang längste seiner Art in Deutschland.

Das Bauprojekt hat auch eine archäologische Bedeutung. An einigen Stellen führt die Trasse durch dort vermutete ehemalige Steinzeitsiedlungen. Allein in Landkreis und Stadt Göttingen gebe es sieben mögliche Orte, hieß es. Bei archäologischen Grabungen in diesem Zusammenhang fanden Forscher im Mai in der Nähe von Göttingen Überreste einer Siedlung aus der Jungsteinzeit.